KERNspalte

Amerikanische AKW-Bauer treibt die gleiche Sorge um, wie ihre deutschen Kollegen bei Siemens KWU: Auftragsmangel. Doch während es die einen nach Osteuropa drängt, zieht es die anderen nach Asien. In China lockt ein 50-Milliarden-Dollar-Markt für Atomiker, eine Dimension, die Manager bei Asea Brown Bowery (ABB) und Westinghouse ganze hippelig werden läßt. Die US-Regierung muß nur noch ein entsprechendes Exportverbot aufheben. Die Verträge, in denen China, das nach wie vor den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet hat, versichert, nicht mehr dem Iran und anderen Ländern bei der Entwicklung nuklearer Waffen zu helfen, sollen kurz vor dem Abschluß stehen. In China, berichtet die International Herald Tribune, sei man richtig scharf auf die neue „sichere“ Reaktorgeneration aus den USA. Im Reich der Mitte sollen bis zum Jahr 2020 50.000 Megawatt Leistung in AKWs installiert werden. Das würde für siebzehn Jahre jährlich einen neuen Meiler bedeuten.

Auf dem heimischen Markt haben die US-Hersteller allerdings Absatzschwierigkeiten. Obwohl die Entwicklung der neuen Baulinie bereits deutlich weiter gediehen zu sein scheint als in Europa, haben die Elektrizitätserzeuger ihre atomaren Pläne zu den Akten gelegt. AKWs können nämlich nicht mit den neuen Gasturbinenkraftwerken konkurieren, wie auch unlängst eine Studie im Auftrag der Hamburger Grünen gezeigt hatte.

Der Leukämie-Reaktor Krümmel sorgt mal wieder für Schlagzeilen. Die LinX ist gerade in der Produktion, als im AKW an der Elbe zwei Castoren beladen werden, um abgebrannte Brennelemente fortzuschaffen. Wenn die LinX ausgeliefert wird, könnten sie schon auf den Schienen sein. Atomkraftgegner in ganz Nordwestdeutschland haben sich seit Monaten auf diesen „Tag K“ vorbereitet und werden den Transport mit zahlreichen Aktionen „begleiten“. Auch durch marode Technik macht der Skandalmeiler mal wieder von sich reden. Anfang der Woche war bekannt geworden, daß er nicht ganz dicht ist. 50 bis 900 Kubikmeter radioaktives Kühlwasser sollen seit 1986 ausgetreten sein. Die Grünen Landtagsabgeordneten Adelheit Winking-Nikolay und Detlef Matthiesen hätten nun gerne von ihrer Landesregierung gewußt, ob diese Leckagen nicht bei den jährlichen Revisonen untersucht worden seien und wie es denn um die Plausibilität der Meßdaten der Nah- und Fernüberwachung bestellt ist, wenn diese (trotzdem) keine erhöhten Werte zeigen.

Überwachungsprobleme anderer Art hat der Verfassungsschutz. Im Wendland wurde jüngst ein Anwerbeversuch des Bundesamtes für Verfassungsschutz bekannt. Die Angesprochene ließ die Schlapphüte abblitzen, erfuhr aber noch, daß man auf sie wegen eines Bußgeldbescheides im Zusammenhang mit dem 96er Castor-Transport gestoßen sei. Die Polizei habe eine Liste mit festgestellten Personalien an das Bundesamt weitergeleitet, vom Einwohnermeldeamt habe man sich dann ein Foto besorgt. Big Brother is watching you – smash him! (wop)