Streik!

Aktiver Streik an der Kieler Universität beschlossen

Die von den Universitäten und Hochschulen Hessens ausgehenden StudentInnenproteste gegen die Finanzmisere an den Bildungseinrichtungen weiten sich auf weitere Bundesländer aus, auch auf Schleswig-Holstein. Die Studierenden der Christian-Albrechts-Universität in Kiel haben am 24.11. auf ihrer Vollversammlung mit überwältigender Mehrheit beschlossen, in einen aktiven Streik zu treten. Damit soll mit allem Nachdruck gegen die unerträgliche Misere in der Bildungspolitik protestiert werden.

Bundesweit weisen die Studierenden darauf hin, daß die Kürzungen im Hochschulbereich symptomatisch für neokonservative Bildungspolitik sind. Der freie Bildungszugang für alle solle zurückgestutzt werden auf ein abgestuftes Bildungssystem, dessen Zugangsmöglichkeiten sich an sozialen Verhältnissen und Leistung orientieren.

Der emanzipatorische Charakter der Bildungsaneignung werde von den HERRschenden negiert zugunsten von Elitebildung durch Studieneingangsgespräche, Studiengebühren, Zwangsexmatrikulationen, der Verweigerung einer radikalen BaföG-Reform.

Andererseits reduzieren sich die Studierenden in ihren Forderungen in diesem Jahr nicht mehr nur auf die Verbesserung der materiellen und personellen Ausstattung der Hochschulen sondern fordern eine Demokratisierung der Hochschulen.

An der Vollversammlung (VV) in Kiel beteiligten sich rund 4.000 Studierende. Das Audimax war bis zum letzten Platz besetzt, außerdem drängten sich die Massen in den Treppenhäusern und Foyers. Die Redebeiträge wurden dorthin übertragen. So konnten über 18% der Studierenden die Debatten direkt verfolgen. Die hohe Beteiligung läßt hoffen, daß sich die Studierenden nicht länger mit schönen Reden abspeisen lassen.

Die Diskussion über die Frage, welche Form der Protest an der CAU annehmen soll, wurde auf der VV in aller Offenheit geführt. Es traten sowohl BefürworterInnen eines aktiven Streiks als auch AnhängerInnen anderer Protestformen auf. In der abschließenden Abstimmung sprachen sich weniger als 100 Teilnehmende gegen den aktiven Streik aus, der vorerst auf eine Woche befristet bleibt. Am kommenden Montag (1.12.) soll über das weitere Vorgehen beraten werden.

Über die konkrete Ausgestaltung des aktiven Streiks wurde nach der VV in Fachbereichsvollversammlungen beraten, die in allen Fachbereichen stattfanden. Nach Redaktionsschluß fand im Foyer des Audimax eine öffentliche Fachschaften-Konferenz statt, auf der die Ergebnisse zusammengetragen werden sollten. Der AStA ruft alle Studierenden, alle Lehrenden, alle Verwaltungs- und technischen MitabeiterInnen der CAU auf, den Streik mit Leben zu füllen und mit phantasievollen Aktionen aus der Uni heraus an die Öffentlichkeit zu gehen.

„Uni-Streik bedeutet nicht“ – so eine Presseerklärung des AStA -, „daß alle zu Hause bleiben und das Klischee vom faulen Studenten auferstehen lassen – Uni-Streik bedeutet, daß die drängenden Probleme in den Mittelpunkt gerückt werden, um endlich eine Lösung zu erreichen“.

Als erste Aktionen sind öffentliche Vorlesungen u.a. in der Kantine des Landeshauses und in der Innenstadt geplant. Ein Autokorso nach Flensburg soll den Kontakt zu den dortigen Studierenden intensivieren. (usch)