Ein Beitrag für die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei

Seit Monaten erlebt die Zeitung „EMEK“ eine Welle von Übergriffen, staatliche Willkür und Verfolgung. Bereits 14 Ausgaben wurden konfiziert, obwohl die Zeitung noch kein Jahr besteht. Am 23.12.1996 wurden die Seiten der Tageszeitung im Internet zensiert. Bei einer Kundgebung gegen die Privatisierung staatlicher Betriebe, im Februar in Mugla, wurden Kollegen am Verkauf der Zeitung mit Gewalt gehindert. Der Karikaturist, Ertan Aydin, wurde wegen seiner Zeichnungen zu einer Haftstrafe von 11 Monaten und 20 Tagen verurteilt. Die Korrespondenten Ö. Bozkurt und Ali Ekber Elitok wurden auf dem Weg zu einer Pressekonferenz verhaftet. Am 29.4.1997 wurden die Redaktionsräume in Izmir von der Polizei durchsucht. Nachrichtenmaterial und die Einrichtung wurden zerstört. Am 29.7.1997 wurde der Korrespondent Sahin Bayar in Untersuchungshaft genommen. Im Istanbuler Stadtteil Bahcelievler wurde Bülent Falakaoglu verhaftet. Am 3.9.1997 wurde der Korrespondent Seckin Sertdemir auf einer Pressekonferenz zusammengeschlagen und in Untersuchungshaft genommen. Am 18.9.1997 wurde die Redaktion in Diyarbakir überfallen. Eine bewaffnete Gruppe durchwühlte die Redaktionsräume. Am 18.10. wurde die Redaktion erneut überfallen und zwei Mitarbeiter verschleppt. Die gegen die Mitarbeiter ausgesprochenen Drohungen lauten jedesmal gleich „ Wir werden euch umbringen.“

Die wiederholten Überfälle von staatlich organisierten Einheiten, Militärs und Polizei auf die Tageszeitung „EMEK“ ist unter vielen Journalisten in der Türkei auf Empörung gestoßen. Journalisten aus der gesamten Türkei haben sich deshalb zusammengeschlossen, um im Rotationsverfahren das Büro in Diyarbakir zu schützen. (hg)

Aufruf

Wir appellieren an die Öffentlichkeit und an die JournalistInnen in Deutschland, in Solidarität mit der demokratischen Medienlandschaft in der Türkei zu stehen und gegen die Mißachtung der Presse- und Medienfreiheit zu protestieren. Solidaritätsadressen bitte an:

Andreas Köhn, Vorsitzender des EMEK-Solidaritätsverein e.V., c/o IG-Medien Berlin-Brandenburg, Dudenstr. 10, 10965 Berlin oder Serdar Derventli, Europaredaktion der Zeitung EMEK, Otto-Hahnstr.44/a, 63303 Dreiech.