Gewerkschaftsticker

Bundeskanzler Kohl hat die Forderungen der Gewerkschaften nach einem Politikwechsel in Deutschland zurückgewiesen. Kohl erklärte, damit hätten führende Gewerkschaftsvertreter am Tag der Arbeit "offen und ohne jede Hemmung für Rot-Grün Partei ergriffen". Sie hätten den 1. Mai dazu mißbraucht, Wahlkampf zu betreiben. Diese offene Parteinahme sei "Verrat am Prinzip der Einheitsgewerkschaft", das in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich zum sozialen Frieden und wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik beigetragen habe.

Der neue Negativrekord von über 4,4 Millionen registrierten Arbeitslosen im letzten Monat straft nach Auffassung der DAG die schönfärberischen Darstellungen der Bundesregierung zur Lage am Arbeitsmarkt Lügen. "Leider hat die Bundesregierung den beschäftigungspolitischen Aktionsplan als reine Pflichtveranstaltung abgehakt, statt mit gezielten Maßnahmen die Weichen für eine Trendwende am Arbeitsmarkt zu stellen", kritisierte die stellvertretende DAG-Vorsitzende Ursula Konitzer.

Die anhaltende Massenarbeitslosigkeit v.a. in den neuen Bundesländern hat nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes für Kinder "verheerende Folgen". Viele Kinder hätten das Gefühl, daß ihre Zukunft bedroht sei und es keinen Weg ins Leben für sie gebe, sagte der Präsident der Organisation, Heinz Hilgers. Die Befürchtung, arbeitslos zu werden, rangiere schon bei Kindern an erster Stelle. Ein immer größerer Teil der Jungen und Mädchen verweigere sich "schlicht und einfach" der Gesellschaft. So gebe es eine beängstigend hohe Zahl von Kindern, die überhaupt nicht mehr zur Schule gingen. Hilgers zeigte sich auch besorgt über die wachsende Familienarmut. Die Lage der Kinder im vereinten Deutschland sei "so bedroht wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs". Er forderte die Schaffung von Arbeitsplätzen und daß für den gesamten Bereich der Kinder- und Jugendhilfe viel mehr getan wird.

Die rund 7.000 Zeitschriftenredakteure bekommen bei Krankheit weiterhin sechs Wochen lang vollen Lohn fortgezahlt, müssen dafür aber fünfprozentige Kürzungen beim Weihnachtsgeld hinnehmen. Das sieht der neue Manteltarifvertrag vor, auf den sich die Tarifparteien nach Angaben der IG-Medien und des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) nach mehr als dreijährigen Verhandlungen einigten.

Der Vorstandsvorsitzende von Daimler-Benz, Jürgen Schrempp, hat das deutsche Modell der Arbeitnehmer-Mitbestimmung in Unternehmen als "sehr segensreich" bezeichnet. Davon habe er auch den US-Autokonzern Chrysler bei den Fusionsverhandlungen überzeugen können, sagte Schrempp.

In Japan haben mehrere hunderttausend Menschen für mehr Arbeitsplatzsicherheit demonstriert. Aus Protest gegen die andauernde Wirtschaftskrise und den inzwischen auch in Japan zunehmenden Abbau von Arbeitsplätzen (Japans Arbeitslosenquote hat im März mit 3,9% einen neuen Nachkriegsrekord erreicht.) beteiligten sich insgesamt rund 1,9 Mio. Menschen an landesweiten Demonstrationen zum 1. Mai.

(hg)