KERNspalte

Ist es nun eine friedenserhaltende oder eine Frieden erzwingende Maßnahme oder nur ein Beispiel für den friedlichen Einsatz der Kernenergie? Am 11.5. hat Indien einen Atombombentest durchgeführt, den ersten seit 25 Jahren. Pakistan droht an, es dem Nachbarn gleich zu tun. Dort dürfte dann auch deutsche Technik oder zumindest deutsches Know how zum Einsatz kommen, selbstverständlich nur für friedliche Zwecke.

Deutsche Wertarbeit ist auch im slovakischen Mochovce im Spiel, wo noch diesen Monat ein von Siemens nachgerüsteter Meiler angefahren werden soll. Derzeit versucht die Regierung im nahen Wien, alle diplomatischen Fäden zu ziehen, um die Inbetriebnahme zu verzögern und eine weitere Nachrüstung zu erzwingen. Der Reaktordruckbehälter der Anlage ist nach Ansicht des Vorsitzenden der internationalen Expertenkommission, die das Kraftwerk begutachten soll, nicht für einen langfristigen Betrieb geeignet.

Einen Nachbar der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield nervten die vielen Tauben, und die "Königliche Gesellschaft zur Verhinderung von Grausamkeiten an Tieren" rückte aus, die Vögel abzuschießen. Das brachte Greenpeace auf die Idee, das tote Geflügel auf radioaktive Verseuchung zu untersuchen. Nun wissen wir, daß man sich das Gefieder lieber vom Leibe halten sollte: 250.000 Bequerel pro Kilogramm (Bq/kg) Cäsium wurden in den Federn einer Taube gefunden. Desweiteren noch beachtliche Mengen diverser andere strahlender Substanzen. Und schließlich: 26.300 Bq/kg des Ultragiftes Plutonium!

Alles strahlt: Tauben, Castoren, nur die Ministerin für die Sicherheit von Reaktorherstellern und -Betreibern läßt mal wieder die Mundwinkel hängen. Sie scheint gewisse Bedenken zu haben, daß ihr Hintern mit dem ihres Chefs mithalten kann, was das Aussitzen angeht. Frankreichs Atombehörden haben nämlich öffentlich gemacht, daß ein Teil der Castoren, in denen Atommüll durch die Landschaft gekarrt wird, erhebliche Verstrahlung aufweist. Rückstände auf der Außenhaut der Behälter setzen radioaktive Verstrahlung frei, so das Ergebnis der Franzosen. Die Grenzwerte seien z.T. um das 3.000fache überschritten worden. Auch deutsche Transporte zur französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague wiesen bereits seit Jahren diese Mängel auf. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob Betreiber und Bahn nie nachgemessen haben, oder aber von der Verstrahlung wußten und sie geheim hielten. Wie dem auch sei, Sicherheits-Ministerin Merkel weiß wenigstens, was ihr Job ist: "Es kann keine Pauschalverurteilungen geben." Ach ja: Gefahren für die Gesundheit von Bahn-Arbeitern und Polizisten haben mal wieder zu keiner Zeit bestanden. Nur für Gorlebener Demonstranten, die sich den illegalen Transporten in den Weg setzten.

(wop)