Kultur

Fotoarbeiten von FREDERIC PLAMBECK im Künstlerhaus

Ausstellung über Ausstellungen

Kunstausstellungen können so oder so aussehen. Kunsthalle, 26. April: Heide Simonis eröffnet die "ars viva". Wie es sich für eine würdige Landesmutter gehört, steht sie steif am Rednerpult. Nur einer von vielen Repräsentationsterminen, das steht in ihrem Gesicht zu lesen. Danach Händeschütteln. Am selben Tag in Alberto Mendes "Café Kunst/Genuß": Besucher einer Ausstellung mit Werken von Jochem Roman Schneider ­ ungezwungener Smalltalk im Bohémien-Sakko. Frederic Plambeck war mit seiner Kamera dabei und hat die deutlich unterschiedlichen Atmosphären beider Vernissagen eingefangen. Daß "das Objektiv objektiv ist", sei eine Legende, sagt er. Dennoch dokumentieren seine Fotos dieser Kunst-"Events" die Stimmungen, als sei der Betrachter selbst dabei gewesen. Die zur Institution geronnene Kunst versus Kunst als ästhetischer Lebensstil.


Foto: jm

Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Über den jeweils zehn Fotos umfassenden Bildreihen zeigt eine weitere den Auftritt von "Gonzo & die Nuzznics". Lange Belichtungszeiten und eine offene Blende erzeugen verwischte Bewegungseffekte, wodurch im statischen Foto die Dynamik der Performance aufscheint, in deutlichem Kontrast zur erbarmungslos scharf erstarrten Ministerpräsidentin. Auch so kann Kunst also aussehen: provisorisch, unscharf, augenblicklich, kurzum ­ lebendig.

Mit seiner Ausstellung über Ausstellungen gelingt Plambeck überdies ein faszinierender Effekt von ironischer Selbstbezüglichkeit. Die Fotoserie über Gonzo & Co. hängt genau dort, wo die Nuzznics vor einem Monat agierten, im Künstlerhaus Schwentineschule. Daß dieses ­ in bildlicher Opposition zur "ars viva" ­ von allen drei abgelichteten Kunstereignissen als das lebendigste erscheint, ist sicher auch ein Plädoyer für den Ausstellungsort. Trotz der über der Schwentineschule schwebenden Abrißbirne haben die dort arbeitenden Künstler einen Ort für Kunstexperimente und wöchentlich wechselnde Ausstellungen geschaffen, deren Vielfalt in Kiel ihresgleichen sucht ­ und im etablierten und somit weniger bedrohten Kunstbetrieb nur selten findet. Frederic Plambecks Linse dokumentiert diese Tatsache, mehr noch als bloß drei Ausstellungen.

(jm)