Kultur

Installation von SUSANNE KALLENBACH im Künstlerhaus

Schönheit der Bedrohung

Die Weltkugel aus blau bemalter Keramik ruht auf einem säuberlich geschichteten Scheiterhaufen. Darüber hängen von der Decke bedrohliche Bomben, scheinbar eingefroren im freien Fall. "Stehen bleibt Zeit" nennt Susanne Kallenbach diese Installation, die erste der Keramikerin und eigens für den Ausstellungsraum im Künstlerhaus Schwentineschule zusammengestellt. Die Assoziation bedrohlicher Schönheit mit der Bedrohtheit dieses Raumes, über dem wie die Bomben über der Welt aus zerbrechlichem Porzellan die Abrißbirne baumelt, liegt nahe. Beobachtet wird das Bild von in Hufeisenform darum angeordneten Mitgliedern einer "entnormten Gesellschaft". Auf Stelen ruhen fünfzehn rote Normbacksteine, die die Künstlerin vor dem Brand in der Ziegelei zerschnitten und neu zusammengesetzt hat. Entstanden sind dabei abstrakte Figuren, die wie die Szenerie betrauernde Menschen wirken, im Reih und Glied einer Totenfeier vor der aufgebahrten Erde, die jeden Moment von den Bomben getroffen werden kann.


(Foto: jm)

"Ich habe eine Beziehung zu diesem Raum", sagt Kallenbach und meint damit nicht nur die Tatsache, daß eine gute Freundin hier gelebt und gearbeitet hat. Der Raum habe eine ganz eigene Aura, in die sie die "Seele der Steine" hineinstelle. Wichtig ist ihr dabei auch, daß die Latten, die den Scheiterhaufen für die Weltkugel bilden, aus der Ziegelei stammen. "Die Ziegel sind darauf getrocknet." Und die Latten zeigen die Patina solchen jahrzehntelangen Gebrauchs. "Sie sind ungefähr genauso alt wie das Gebäude der Schwentineschule", erzählt Kallenbach und fügt damit noch eine weitere Dimension der engen Beziehung zwischen Ausstellungsraum und ihrer Installation hinzu.

Diese Antwort von Künstlern auf die Bedrohung "ihres" Hauses war schon bei verschiedenen Ausstellungen der letzten Wochen immer wieder Thema und macht einen wesentlichen Reiz der Kunst im Künstlerhaus aus. Eine Kunst, die direkt Stellung bezieht, in eine aktuelle politische Auseinandersetzung eingreift und damit eine unmittelbare Lebendigkeit entfaltet. Bleibt zu hoffen, daß die diese bedrohenden "Bomben" aus dem Rathaus wie bei Susanne Kallenbachs Installation in sicherer Schwebe verharren, statt auf das Künstlerhaus nieder zu sausen.

(jm)