KERNspalte

Dank Siemens und auch der französischen Framatome konnte das AKW in Mochovce (Slowakei) am 8.6. wieder in Betrieb genommen werden. Ursprünglich sicherte die Slowakei zu, daß mit dieser Wiederaufnahme das veraltete Atomkraftwerk in Bohunice abgeschaltet werde. Abgesehen davon, daß die Sicherheit der Anlage und nicht der Bedarf im Vordergrund stehen sollte, wurde das Versprechen sowieso nicht eingelöst. In Mochovce wurde nur notdürftige Flickarbeit verrichtet, so fehlt z.B. noch immer eine zusätzliche Stahlbetonhülle (Containment) um den Reaktorkern. Zudem liegt das Kernkraftwerk in einer erdbebengefährdeten Region.

A propos deutsche Technik: Am 6.6. trat im Atomkraftwerk an der Unterweser in Esenshamm durch einen Bedienungsfehler ein Störfall auf. Ein defektes Elektronikteil sorgte in der letzten Woche im AKW in Biblis für eine Schnellabschaltung. Es wird aber behauptet, es sei keine Radioaktivität freigeworden.

Nach einer im Auftrage der IPPNW (Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges) durchgeführten repräsentativen Umfrage, sind 76% der BRD-Bürger für einen Ausstieg aus der Atomenergie. Das Forsa-Meinungsforschungsinstitut ermittelte außerdem, daß 72% der Befragten Atommülltransporte für unverantwortlich halten und sich 68% auch gegen einen Export von Nukleartechnologie aussprechen.

Am 11.6. lud die "Informationsstelle Gefahren der Atomenergie" der schleswig-holsteinischen Landesregierung zum "Atom Talk" in die Räucherei ein. Vertreter der Atomaufsichtsbehörde und Staatssekretär Wilfried Voigt wollten die Politik des Landes in Bezug auf atomare Angelegenheiten erläutern und den Ablauf ihres Arbeitstages vorstellen. Fazit: Mensch hat den Ausstieg im Griff, arbeitet sogar am Sonntag, und an den verstrahlten Atomtransporten ist allein Angela Merkel schuld. Aus dem Publikum kamen nur wenige kritische Anmerkungen, was nicht verwundert, da sich dieses zum großen Teil aus Angestellten von Behörden und Energiewirtschaft zusammensetzte. Auch waren die Kieler KernkraftgegnerInnen nicht ausreichend vorbereitet, so daß beispielsweise Vertreter der HEW die Veranstaltung unbehelligt verlassen konnten.

War da nicht von Transportverbot die Rede? Die Rede schon. Weil aber Angela Merkel sich nicht mit den anderen aus der Atomlobby anlegen wollte, ließ sie nur eine mündliche Anordnung ergehen. Da diese Aufforderung nicht vom Bundesamt für Strahlenschutz erfolgte, ist der Transportstop für hochradioaktive Stoffe nicht rechtsverbindlich. Außerdem gehen die Ansichten darüber, welche Transporte gemeint sind, auseinander. Das niedersächsische Umweltministerium ordnete einen Stop von allen Transporten mit hochradioaktivem Material an. Eine Beförderung von nuklearem Abfall in Kokillenform konnte hingegen am 9.6. stattfinden.

In diesem Zusammenhang stammt die Idee des Monats von der Betreibergesellschaft des Brennelementelagers in Gorleben: Als Konsequenz aus dem Skandal um die Castortransporte sollen bei künftigen die Schrauben an den Tragzapfen der Behälter mit Silikon abgedichtet werden. Verträge mit einem Heimwerker- und Hobbymarkt gibt es hoffentlich noch nicht.

(us)