Repression

Anwerbeversuche des VS in Hamburg

"Wir müssen uns einmal über ihre Freizeitbeschäftigung unterhalten!"

Am 20.4.98 wurde eine Person aus antifaschistischen Zusammenhängen von einem Beamten des VS auf einem Hamburger S-Bahnhof angesprochen. Aus dem Gedächtnisprotokoll: "An der Rolltreppe des S-Bahnhofes trat ein Mann auf mich zu und fragte, ob ich mich in der Umgebung auskenne. Noch bevor ich das richtig bestätigen konnte, hatte er schon seinen Arm um meine Schulter gelegt, mich mit meinen vollen Namen angeredet und mit der Aufforderung konfrontiert, uns doch einmal über meine Freizeitaktivitäten zu unterhalten. Ich ging schnurstracks weiter, er stiefelte hinterher, zog seinen Ausweis und stellte sich als Mitarbeiter der Innenbehörde, Abteilung Verfassungsschutz, vor. Ich blockte wiederum ab und ging weiter. Er wollte trotzdem nicht ablassen und hakte penetrant mit Fragen wie 'Wollen wir uns direkt hier unterhalten oder in der Bahn? ­ Ansonsten morgen bei Ihnen Zuhause?' nach. Als auch das nichts nutzte und ich im Begriff war, den Bahnhof wieder zu verlassen, blieb ihm nichts anderes übrig, als lapidar zu bemerken, daß das wohl typisch für die Politischen sei, sich immer vor der "Diskussion" drücken zu wollen. Er benutzte daraufhin sein Handy, wohl um seinen KollegInnen mitzuteilen, daß dieser Versuch gescheitert war." Der VS hat sich bis heute bei dem Betroffenen nicht wieder gemeldet.

Eine Woche später, am 27.4., wurde im Schanzenviertel ein Mensch aus der Punk-Szene (im folgenden X genannt) von einem seriös wirkenden Mitvierziger angesprochen, ob er Arbeit suche bzw. einen Job gebrauchen könne. Er würde ihn zu Tschibo einladen, da könne man in Ruhe über sein Angebot sprechen. X nahm das Angebot an. Bei Tschibo suchte er einen alleinstehenden Tisch aus, "um ungestört reden zu können" und eröffnete das Gespräch mit der Bitte, wenn X das Angebot nicht zusagen würde, daß er bitte nicht laut werden solle, sondern man sich dann auch in Ruhe trennen könne. Dann zeigte er X offensichtlich einen Behördenausweis (grüner Ausweis in Größe der Persos) und eröffnete sein Angebot: 25 DM in der Stunde, bis zu 800 DM steuerfrei im Monat zusätzlich zur Sozialhilfe, allerdings ohne Vertrag, würde er für Informationen aus der linken Szene bezahlen. Er könne X vielleicht auch noch weiter unterstützen, ihm eventuell eine Wohnung besorgen. Vor allem im Vorfeld von Aktionen würde er informiert werden wollen. Wenn er das Angebot annehme, würde er eine Liste mit Cafés oder Kneipen bekommen, in denen er sich zu bestimmten Zeiten aufhalten müsse. X sollte sich das überlegen und ihn anrufen oder er würde X erneut ansprechen. Er hat X die Tel.-Nr. 3286-2770 aufgeschrieben, darunter "Wohnungsamt, BA Mitte", "damit X keinen Ärger bekommt, falls jemand den Zettel bei ihm sieht". Die Telefonnummer ist eine der Innenbehörde und laut Behördenverzeichnis steht die TeleNr. 3286-0 sowohl für die Abteilungen "Amt für Innere Verwaltung und Planung", das Einwohnerzentralamt und das Landesamt für Verfassungsschutz.

(Mitteilung aus dem Internet)