Kommentar

Jost Stollmann, Quereinsteiger in Nadelstreifen

Mit Stammtischparolen über Kindergeld, Renten und Subventionen verkauft Schröders Mann die "neue" Politik der SPD. Stollmann, Quereinsteiger in Nadelstreifen, bringt damit die gesamte Bonner Polit-Garde ins Schleudern und verärgert damit nicht nur die zum Schweigen verurteilten Genossen in der SPD. Allerdings sollte sich der Wähler für die "Ehrlichkeit" Stollmann`s bedanken, denn nun wissen sie doch was sie nach einem evt. Wahlsieg der Sozis zu erwarten haben: Radikale Reform der Sozialsysteme (weiteren Sozialabbau), Abkoppelung der Sozialversicherungssysteme vom Arbeitseinkommen, weil Vollzeit-Beschäftigte zur Ausnahme würden (!!), höhere Verbrauchssteuern sowie beschleunigten Ausstieg aus den Kohlesubventionen. Weiter kritisierte Stollmann auch die Forderungen der Gewerkschaften, die Kompetenz der Betriebsräte zu stärken. Besonders stinkig geben sich die Gewerkschaftsführungen, hatten sie doch mit ihrer 6 Mio. DM teuren Kampagne, für eine neue Politik, indirekt zur Wahl der SPD aufgerufen. Jetzt bricht ihnen der "Partner" weg. Der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie, Hubertus Schmoldt, kritisierte den "politischen Newcomer", da dessen "industriepolitische Kenntnisse noch sehr zu wünschen übrig ließen" und Engelen-Kefer (DGB-Vize) wies Stollmanns Forderungen als "falsch und nicht machbar" zurück.

Auch mit Stollmann`s Äußerungen zu einem Bündnis für Arbeit hatte er große Teile der Gewerkschaften gegen sich aufgebracht. Margret Mönig-Raane (HBV) nannte Stollmann "für dieses Amt nicht qualifiziert". Die HBV gehe zudem Vorwürfen nach, Stollmann habe im Frühjahr 1994 mit Druck auf die Beschäftigten die Bildung eines Betriebsrats bei seiner Kölner Firma CompuNet verhindert. "Sollte dies der Fall sein, wäre das für uns eine Kampfansage", sagte Mönig-Raane. Detlef Hensche (IG-Medien) wertete die Äußerungen Stollmanns als "pure Kampfansage". Roland Issen (DAG) äußerte die Befürchtung, SPD und Gewerkschaften kämen mit Stollmann "vom Regen in die Traufe".

Populist und Blender Gerhard Schröder stellt sich weiterhin hinter den arbeitnehmerfeindlichen Aussagen, Stollmanns. O-Ton Schröder "die SPD ist nicht der verlängerte Arm der Gewerkschaften". Recht hat er, aber die Gewerkschaften sind auch nicht der verlängerte Arm der SPD und das sollte die Gewerkschaftsbasis am 27.9.1997 berücksichtigen indem sie den "Reformern" um Gerhard Schröder und der SPD eine klare Absage erteilen.

(hg)