Betrieb & Gewerkschaft

Nur geringe Lohnsteigerungen im Einzelhandel

Mit der Lohn- und Gehaltsauszahlung im Juli kam der Tarifabschluß des Schleswig-Holsteinischen Einzelhandels zum Tragen. Nach drei Verhandlungsterminen - und nach 12 Streiks - wurde am 3.7. abgeschlossen. Bestreikt wurden, in Henstedt-Ulzburg: allkauf; in Elmshorn: Magnet und minimal; in Schleswig: Karstadt, real, divi-Möbel, sky; in Rendsburg: real und divi; in Lübeck: drei Magnetmärkte. Urabstimmungen hatte es in diversen Betrieben gegeben.

Das Ergebnis: Mai und Juni nichts. Ab 1. Juli 2,1%, mindestens aber 50 DM. Die Tarifgruppen, die den Mindestbetrag von 50 DM bekommen (nämlich A, z.B. Verkäuferinnen ohne kaufm. Ausbildung und B I, mit Ausbildung, 1. und 2. Berufsjahr) erhalten eine Einmalzahlung von 100 DM. Bei Auszubildenden steigt die Vergütung im 1. Jahr um 5 DM, im 2. um 12 DM, im 3. um 15 DM. "Dafür" wurde eine Regelung vereinbart, die nach Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes notwendig wurde: Auszubildende, die Blockunterricht haben, dürfen nicht mehr zusätzlich am Samstag "für fehlende Stunden" beschäftigt werden.

Gefordert hatten die Gewerkschaften DAG und hbv 4,5% Erhöhung (hbv: mindestens 150 DM), 50 DM für Azubis plus 20 DM Fahrgeldzuschuß.

Die Kommission der Einzelhändler präsentierte bei der ersten Verhandlung Änderungsforderungen in der Gehaltsstruktur: Unter anderem bei der Handwerker-Lohngruppe eine Differenzierung (nach unten), in der Lohngruppe I eine Aufspaltung (neue Niedrig-Lohngruppe von 11,11 DM). Bei den Gehältern solle der "Aufstieg" von der A-Gruppe (siehe oben) in die B-Gruppe in Zukunft nicht mehr möglich sein (jetzt bewirken vier Berufsjahre in A den Übergang in B I).

Ein Gespräch über diese Punkte (während der Gehaltstarifverhandlungen) lehnten die Gewerkschaftskommissionen ab. Dessen Verhinderung hat dann wohl die ca. 2,4% verschlungen, die von der Forderung nicht erfüllt wurden. Vereinbart wurde, vor der nächten Gehalts- und Lohnrunde über Tarifstruktur im Allgemeinen zu reden (die Strukturen entsprechen nicht mehr in allen Bereichen der beruflichen Wirklichkeit). Dort werden dann auch sicher wieder die Forderungen der Einzelhandelskommission auftauchen.

Im Ernst - es hatte bei der dritten Verhandlungsrunde bereits Abschlüsse in anderen Bundesländern gegeben (deren genaue Ergebnisse bis heute noch nicht vorliegen). Die Streikbereitschaft ist dann für die wenigen Prozentpunkte, die vielleicht noch erreicht würden, nicht mehr so heftig. Die Tarifkommission der hbv hatte wie schon viele Jahre versucht, Festgeldbeträge durchzusetzen - übriggeblieben ist davon der Mindestbetrag und die Einmalzahlung als "soziale Komponente".

(brg)