Gewerkschaftsticker

In Deutschland lagen die tariflichen Monatsgehälter der Angestellten und Arbeiter im April dieses Jahres um 1,7% über dem Stand des Vorjahres-Zeitpunkts. Nach Angaben des zentralen Amts für Statistik in Wiesbaden stiegen die Gehälter in der Industrie mit 2,1% am stärksten. In den Dienstleistungs-Branchen wurde ein Anstieg um 1,5% errechnet. Bei den Angestellten stiegen die Gehälter der Männer mit 1,8% geringfügig stärker als die der Frauen (1,6%). Bei den Arbeitern schnitten die Frauen mit einem Zuwachs von 2,1% besser ab als die Männer (plus 1,7%). Auch hier wurden die höchsten Steigerungsraten in der Industrie mit 1,9% erreicht.

Eine europäische Lohnpolitik sollte sich nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nicht auf einen Lohnsenkungs-Wettlauf einlassen. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht würden sich daraus keine zusätzlichen Möglichkeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen eröffnen, wohl aber könne die Stabilität der Europäischen Währungsunion (EWU) gefährdet werden, schreibt das DIW in einer Simulations-Studie zur künftigen Lohnpolitik in Europa. Die Ergebnisse der Studie stünden in Kontrast zur weitverbreiteten Sichtweise, daß eine deutliche Senkung der Reallöhne ein Rezept gegen die hohe Arbeitslosigkeit in der EWU sei. Eine solche Senkung sei der Weg in eine Krise.

FDP-Fraktionschef Solms hat schärfere Zwangsmaßnahmen gefordert, um Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger zum Ernteeinsatz zu zwingen. Solms sagte, Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) könne "das Problem nicht auf dem Rücken der Landwirte abladen. Es ist zwar richtig, deutsche Arbeitslose als Erntehelfer einzusetzen, doch wenn es den Arbeitsämtern nicht gelingt, auch die Arbeitslosen bereitzustellen, muß sichergestellt werden, daß die Landwirte Ersatzkräfte aus dem Ausland erhalten". Schließlich sei es nicht das Problem der Landwirte, wenn sich nicht genügend deutsche Arbeitslose fänden, sagte Solms. "Der Staat muß hier zu seiner Verantwortung stehen und die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger durch stärkeren Druck zur Arbeit zwingen."

Die Arbeitslosenquote in Japan ist im Juni auf einen neuen Rekordstand von 4,3% geklettert. Wie das Verwaltungsamt mitteilte, nahm die Zahl der als nichtbeschäftigt registrierten Personen im Vergleich zum Vorjahr um 550.000 auf 2,84 Mio. zu. In den beiden vorangegangenen Monaten betrug die Arbeitlosenquote jeweils 4,1%. Unter der männlichen Bevölkerung zog die Zahl der Arbeitslosen im Berichtsmonat um 28% auf 1,69 Mio. Personen an, bei Frauen betrug der Zuwachs 18,6% auf 1,15 Mio.

Rund 4,5 Mio. ArbeitnehmerInnen erhalten in der Türkei einen Mindestlohn, der nach einer 35%igen Steigerung pro Monat netto 32,27 Mio. Lira (umgerechnet etwa 212 DM) beträgt. Wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu weiter berichtete, stieg der Brutto-Mindestlohn auf 47,84 Mio. Lira. Die Forderung der Gewerkschaften nach Steuerfreiheit für den Mindestlohn wurde bislang nicht erfüllt. Ein Sprecher des Gewerkschaftsbundes Türk-Is erklärte in Ankara, der Mindestlohn gewähre "kein Leben in Würde". Die Jahresinflation liegt gegenwärtig bei 90%. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stiegen die Preise bei Konsumgütern um 30%. Im Haushalt wird für 1998 eine Inflation von rund 50% erwartet.

(hg)