Kommentar

Was tun?

Plop! Noch eine Blase zerplatzt. Am 21.8. stürzte die Frankfurter Börse um 6% ab. Seit einer Woche war man dabei, sich von einer Talfahrt zu erhohlen, die den Kursen ab Ende Juli zugesetzt hatte. Nun das. Mehr als 2.000 Punkte, gute 50%, hatte der Deutsche Aktienindex seit Beginn des Jahres zugelegt. "Krise? Doch nicht in Deutschland!", hatte es aus den Führungsetagen von BDI und BDA geheißen - schließlich soll im September der Geschäftsführende Ausschuß bestätigt werden, da darf man schon ein wenig schönreden. All die Hobbybroker hatten es willig geglaubt und sich an ihren papierenen Gewinnen besoffen.

Nun folgt der Kater. Seit Ende Juli geht es bergab, um etwas über 1.000 Zähler bisher. Die (Asien-) Krise hat Deutschland erreicht. Bisher hatte man darauf verweisen können, daß ja nur ein geringer Teil der deutschen Exporte in die asiatische Krisenregion geht, daher keine große Gefahr bestehe. Doch nun gerät auch der russische Bär ins Taumeln. Um 35% wurde der Rubel Ende der Woche abgewertet und gar die Bedienung der Auslandsschulden gestreckt. Da wird man in Bonn und Frankfurt nun doch etwas nervös. Immerhin haben Deutsche Banken rund 54 Mrd. US-$ an Krediten in Yeltzin-Land stecken. Fast die gleiche Summe übrigens, die auch in Asien faul zu werden droht.

Aber säumige Schuldner sind wahrscheinlich das geringere Problem der deutschen Wirtschaft. An das Geld kommt man schon irgendwie. Zur Not läßt man sich eben in Anteilen lukrativer Unternehmen bezahlen. Schwindende Absatzmärkte wiegen für den Exportweltmeister wesentlich schwerer. Deutschland hat noch vor Japan den höchsten Exportanteil am Bruttosozialprodukt. Und Märkte brechen nicht nur in Asien oder Rußland zusammen: Die russische Krise, die sich jetzt vor unseren Augen entfaltet, ist - die Prognose sei gewagt - das letzte Steinchen, das die Lawine auslösen wird. Die Schockwellen der Rubelabwertung waren bis nach Brasilien und Mexiko zu spüren. (Der neoliberale Musterschüler Chile hat sowieso schon ordentlich an den vertrockneten asiatischen Tigerkrallen zu knappern.) Auch in London purzelten die Kurse am 21.8. mächtig.

Alles deutet also darauf hin, daß sie da ist, die Weltwirtschaftskrise. Und sie dürfte schon bald alles was wir, die wir jünger als 70 sind, je gesehen haben, in den Schatten stellen. Für Regierung und BDA lautet die Frage nur noch: "Wie verbergen wir's bis zum Wahltag?" Die Linke aber sollte sich schleunigst eine andere stellen: "Was tun?"

(wop)