Glosse

Unglück im Glück

"Badong!" sagt Dusel, und alles ist im Lot, wäre da nicht Pleitgen, der mit dem Zauberwort "krusch!" unglückliche Verwirrung stiftet. Die beiden Handwerker der Fortuna, Weber Zettel und seinen Kumpanen aus Shakespeares "Sommernachtstraum" nicht unähnlich, bewiesen jüngst ihr komödiantisches Talent in "Jespers Dusel", einem Stück des "Rote Grütze"-Theaterautors Günter Jankowiak, mit dem das Werftparktheater umjubelt die Spielzeit eröffnete.

Zu feiern gab's für die Werftparker aber nicht nur eine gelungene Premiere, sondern auch ein neues Foyer. "Badong!", hatte die Ratsversammlung gesagt und nach Jahren der Provisorien endlich Mittel für die neuen Räumlichkeiten genehmigt. Doch - krusch! Das neue Foyer ist nicht viel mehr als zwei neue Abstellkammern mit Wanddurchbruch. Wo bis vor kurzem noch die städtischen Gärtner des Werftparks ihr Pausenbrot brachen, darf jetzt der Werftparktheaterzuschauer flanieren. Allerdings höchstens sieben weite Schritte, dann ist er durch, fast erdrückt von der niedrigen Decke über sich.

Ist das wirklich ein Fest wert? Badong, ja! Denn sogar die EU hatte das Projekt gefördert. Will sagen, die Stadt hatte wieder mal so wenig gegeben, daß selbst ein so spärliches Renovat noch mit EU-Mitteln zusatzfinanziert werden mußte. Ein Armutszeugnis für die Stadt. Aber - krusch! - das sagt ja keiner. Nicht mal der kecke Theaterleiter Norbert Aust, sonsten wahrlich nicht auf den Mund gefallen, traute sich bei der Eröffnung, das Kind beim Namen zu nennen.

Das Werftparktheater bleibt - badong! - trotz seiner hervorragenden Inszenierungen - krusch! - ein ungeliebter Sproß der großen Eltern am anderen Fördeufer, für den die Stadt kaum eine Mark übrig hat. Freilich, die MitarbeiterInnen des Theaters dürfen sich nun auch über etwas passablere Arbeitsräume freuen. Glück im Unglück. Doch betrachtet man's - krusch! - genau, haben die jetzt lediglich Räume in denen sich überhaupt arbeiten läßt. Daß sie es vorher hingekriegt haben, grenzt - badong! - ohnehin an ein Wunder.

So hätte man sich am Eröffnungsabend neben silbrigen Reden über den Dusel aus Brüssel auch ein paar deutliche Worte über das Kieler Unglück gewünscht, das im Glück fortbesteht. Nämlich die Kulturpleit(g)en der Stadt, von denen ein schon halb abgerissenes Künstlerhaus und eine bald geschlossene Stadtgalerie nur die zur Zeit prominenten Spitzen des Eisbergs sind, der das schon lecke Kulturschiff zu versenken droht.

Aber vielleicht wollte man sich ja nur die gute Laune auf dem sinkenden Schiff nicht verderben - und König Gansel nicht verärgern, der für zehn Minuten audienzte, "Badong" sagte und sich dann wieder verkrümelte. Er habe noch "einen wichtigen Termin" hieß es entschuldigend. Kein Wunder - krusch! Für den ist nämlich jeder Termin wichtiger als ein kultureller.

(jm)