Kultur
Die "anarchosyndikalistische Freie ArbeiterInnen Union" hatte geladen, und so konnte man proletarische Folk(s)musik erwarten. Auch Sabbotabby sehen ihre Musik als Mittel zum Klassenkampf, dennoch kann man den - klanglich zumindest - nicht sofort erkennen. Wüßte man nicht, daß Geiger Pat Gouthreau einst für seinen Versuch, eine Straßenmusiker-Gewerkschaft zu gründen, hinter Gitter wandern mußte, wäre vordergründig auch nur so etwas wie irischer Folk zu hören. Doch die Texte des Quintetts aus Ottawa sagen klar, wo sie stehen - auf der Seite der Gebeutelten, die ihre Arbeitskraft zu kargem Markte tragen müssen. "Work and pray, it's ok", heißt es mit beißendem Spott in einem Song. Die Tugend des "Bete und arbeite" wird als Mittel der Unterdrückung decouvriert. Und in einem Klagelied über einen "toten Genossen" fragen sich die Sänger mit nicht minder biblischem Bezug: "Warum soll ich meinen Nächsten lieben, wenn er mich nicht liebt?"
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Zunächst ist der Arbeiterkampf für Sabbotabby jedoch harte instrumentale Arbeit. Der Folk wird ohne romantisierende Langsamkeit in frechem Tempo herunter gefiedelt, geklampft und getrommelt und bekommt damit nicht selten einen Marsch eingebläut. Anj Daubs Tin Whistle und seine Bagpipe klingen manchmal gar wie Fanfaren, die zur Schlacht rufen, schlagkräftig unterstützt von Leadsänger Glenn Edwards' Bodhran (irische Trommel). Weil das alles handgemacht ist und an den improvisatorischen Erfahrungen der Straßenmusik geschult, spielen die fünf Kanadier natürlich nicht nur ein Instrument. Behende werden zwischen den Stücken Gitarren und Bluesharp weitergereicht, und in veränderter Besetzung und somit neuer Klangfarbe geht's weiter. |
(jm)