Anti-AKW

Razzia bei Kernkraft-Gegner

Polizei will Anti-Atom-Proteste kriminalisieren

Am 16.1. um viertel vor sechs Uhr klingelte es an der Tür einer Wohngemeinschaft in Tüttendorf in der Nähe von Kiel. Ausgestattet mit einem Durchsuchungsbefehl, inspizierten zwei Beamte der Kriminalpolizei eine dreiviertel Stunde lang die Räumlichkeiten des Atomkraft-Gegners Tobias Böhme. Da er selbst nicht zu Hause war, hatten die Beamten zunächst eine Mitbewohnerin angewiesen, bei der Razzia als Zeugin zu fungieren. Als diese das verweigerte, zitierten die Polizisten einen offiziellen Gemeindevertreter als Zeugen herbei.

Auslöser für die Razzia ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft in Hamburg. Böhme wird von der Behörde verdächtigt, öffentlich zu Straftaten aufgerufen zu haben. Er hatte Anfang September bei einer Informationsveranstaltung in der Universität Hamburg die "Aktion Ausrangiert" vorgestellt, eine geplante gewaltfreie und öffentliche Gleisdemontage am Atomkraftwerk Krümmel. Mit dieser und anderen Aktionen wollte die Anti- Atom-Bewegung am 20. und 21. September dem AKW an der Elbe zu Leibe rücken. An dem Versuch, die Gleise zum Reaktorgelände zu demontieren, hatten sich an jenem Wochenende mehrere hundert Menschen beteiligt.

Gefunden oder beschlagnahmt wurde bei der Razzia übrigens nichts. Mehrere Anti-Atom-Initiativen protestierten gegen die Polizeiaktion.

(Reimar Paul, Junge Welt)