Betrieb & Gewerkschaft

CDA gegen Einheitsgewerkschaft

Für den 29.1. hat die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) - Regionsverwaltung Kiel/Plön - den PDS-Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi zu einer Podiumsdiskussion nach Kiel eingeladen. Die CDA (die ArbeitnehmerInnenorganisation der CDU) ist darüber gar nicht glücklich. In einer Pressemitteilung ließ der schleswig-holsteinische CDA-Vorsitzende Torsten Geerdts die Rote-Socken-Kampagne des letzten Bundestagswahlkampfes wieder aufleben: Durch die Veranstaltung mit Gregor Gysi im Kieler DGB-Haus werde "das Ansehen der Einheitsgewerkschaft beschädigt". "Es ist unerträglich", so Geerdts, "daß die DPG-Regionalverwaltung Kiel/Plön gerade mal acht Jahre nach dem Ende von Schießbefehl, Mauer und Stacheldraht sich nicht davor scheut, mit dem Vorsitzenden der SED-Nachfolgepartei eine öffentliche Diskussionsveranstaltung" durchzuführen. Auch das Motto der DPG-Veranstaltungsreihe ("Kohl muß weg! Wir machen 'Birne' Beine") wurde in der Pressemitteilung kritisiert. Auf jeden Fall müsse Gysi wieder ausgeladen werden, so der CDA-Vorsitzende: "Gerade in Wahljahren ist nicht alles erlaubt."

Dieser merkwürdigen Interpretation von "Einheitsgewerkschaft" mag die Postgewerkschaft nicht folgen: "Gerade zur Einheitsgewerkschaft gehört es, mit allen zugelassenen Parteien zu reden und um die berechtigten Interessen der Arbeitnehmer zu streiten", so Mario Leiß, Vorsitzender der Regionalverwaltung Kiel/Plön der DPG. "Von einer CDA, die die Arbeitnehmerpositionen seit Jahren in der CDU nicht mehr durchsetzen kann, läßt sich die DPG nicht sagen, mit wem sie oder mit wem sie nicht reden soll."

Demokratie, so Leiß, "lebt durch Gespräche und nicht von der Ignoranz engstirniger Politik, die sich immer dann auf die Einheitsgewerkschaft beruft, wenn Konkurrenz droht, wie vor einigen Jahren die Grünen, die als Chaoten ausgegrenzt werden sollten. Die Partei, die die Konkurrenz zum Wahlprogramm erhoben hat, weil sie angeblich das Geschäft belebt, hat nicht das Recht auf eine politische Monopolisierung."

Die Veranstaltung der Postgewerkschaft findet am 29.1. um 18 Uhr im Legiensaal (Legienhof 22) statt.

(usch)