Aus dem Kieler Rat
In der Ratsversammlung vom 15.1. stellten die Bündnisgrünen einen Antrag, die Ratsversammlung möge "den Vorschlag von Kieler Unternehmen und Institutionen für ein Solar- und Mobilitätskonzept für die Landeshauptstadt Kiel" unterstützen. Die in Gründung befindliche Vermarktungsgesellschaft "Kiel Hörn City Kai" solle aufgefordert werden, "das EXPO-2000-Projekt Kiel-Hörn 'Innerstädtisches Wohnen und Arbeiten am Wasser' durch Schaffung einer solaren Infrastruktur als integrierten Bestandteil der dortigen städtebaulichen Entwicklung aufzuwerten". Als Bestandteile dieses Projekts listet der Antrag auf: Solartankstelle "Kieler Sonnensäule", Solaranlagen zur Strom-und Wassergewinnung, Elektrofahrzeuge zu Lande und zu Wasser, Car- und Boat-Sharing für gewerbliche und private Nutzer, Informations- und Demonstrationsveranstaltungen zur Nutzung regenerativer Energien im Städtebau und Verkehrsbereich.
Zur Begründung führte Lutz Oschmann an, die Hörn solle damit "Investoren schmackhaft gemacht" werden. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund der Beteiligung des Hörnprojekts an der Expo 2000 in Hannover wichtig und sinnvoll. Die CDU mochte dem Antrag nicht direkt folgen, wollte sich aber offenbar auch nicht die Blöße geben, ihn abzulehnen. Mit der im Rat in solchen Fällen üblichen Taktik beantragte sie Überweisung an den Umwelt-, Bau- und Wirtschaftsausschuß. Mit den Stimmen von SPD und SUK wurde dem entsprochen.
Das Bemühen der Grünen, dem prestigeträchtigen Hörnprojekt (ein Lieblingskind und "Chefsache" des OB) einen ökologischen Anstrich zu geben, ist sicher sinnvoll. Jedoch scheint man bei der grünen Ratsfraktion dabei keine Vorbehalte gegen die Expo 2000 als Forum zu haben. Andere Grüne, und nicht nur die, üben dagegen berechtigte Kritik an der Expo 2000 als Forum für Wachstumswahn und unkritischen Technologieenthusiasmus. Ob man angesichts dessen mit einem Feigenblatt namens "Solares Infrastrukturkonzept" auf der Expo die richtigen Adressaten findet?
(jm)