Aus dem Kieler Rat

Frauennachttaxi - nicht nur für Frauen?

Die Bündnisgrünen im Rat wollen, daß die Frauennachtfahrten in der Landeshauptstadt auch 1999 fortgesetzt werden. Mit einem entsprechenden Antrag wollten sie dies schlauerweise schon vor den Haushaltsberatungen im November festklopfen. Grundlage sollte dabei eine öffentliche Ausschreibung des Nachttaxi-Angebots für einen Festbetrag von jährlich 120.000 DM sein, die der OB laut Antrag in die Wege leiten sollte.

Die SPD hat anläßlich dieses Vorschlags, den sie im Prinzip mittragen wollte, ihr Gewissen für "männliche Jugendliche bis 16 Jahre" entdeckt. Laut Alternativantrag sollte denen eine Mitfahrt im Frauennachttaxi ermöglicht werden. Grund: Sie sollen ihre Freundinnen begleiten können. Da sich für diesen nicht nur angesichts der gleichzeitigen Forderung nach "deutlicher Kostensenkung" etwas seltsamen Vorschlag keine Mehrheit andeutete - drei SPD-Abgeordnete fehlten bei der Sitzung -, ließ die SPD die Beratung vertagen. Ein Geschäftsordnungstrick, der sich auch noch bei den Beratungen zum Neuen Rathaus bewähren sollte.

Die Grünen lehnten den SPD-Vorschlag ab. Unabhängig davon, ob Jungen bis 16 Jahren für Frauen in Nachttaxis eine reale Bedrohung darstellten, würden sie das "subjektive Sicherheitsgefühl" der Benutzerinnen stören, so Fraktionsvorsitzende Edina Dickhoff. Das Frauennachttaxi sei ein Angebot für Frauen, wie der Name schon sage. Es sei nicht nachvollzeihbar, daß die Stadt "Discofahrten" männlicher Jugendlicher subventionieren solle.

(jm)