Ökologie

Streit um Elbquerung

Im Landeshaus gab es mal wieder ein bißchen Streit um die sog. Elbquerung, d.h. um eine Autobahnbrücke westlich von Hamburg. Seit langem ist sie einer großen Koalition aus Handelskammer, CDU und SPD eine Herzensangelegenheit, um das Nadelöhr Elbtunnel in Hamburg zu umgehen und das Land zwischen den Meeren noch besser für den Straßengüterverkehr zu erschließen.

Einziges Problem bisher: Chronische Ebbe in der Landeskasse. 1992 hatte man es endlich geschafft, das Projekt im Bundesverkehrswegeplan als "vordringlich" ausgewiesen zu bekommen. Die Autobahn A 20, so heißt es seit dem, soll von Lübeck verlängert werden, den Süden Holsteins durchschneiden und bei Glückstadt oder weiter elbaufwärts den schon recht breiten Strom überspannen.

"Daraus wird nichts", meinte dieser Tage Klaus Müller, grüner Bundestagsneuling und soeben von den Koalitionsverhandlungen in seinen Wahlkreis Kiel zurückgekehrt. Der Koalitionsvertrag gebe nur einen Bestandsschutz für bereits vergebene Aufträge bzw. im Bau befindliche Vorhaben. Alles andere müsse später neu verhandelt werden, wenn der Bundesverkehrswegeplan auf den Prüfstand kommt. Für Autobahnbau werde es angesichts knapper Finanzen kein Geld geben. Und an eine private Finanzierung, wie sie für die Brücke diskutiert wird, glaubt er sowieso nicht.

Schleswig-Holsteins Noch-Wirtschaftsminister Peer Steinbrück (SPD) sieht das allerdings ganz anders. "Wir brauchen die A 20 mit einer Elbquerung", stellt er klar und wundert sich über die "Interpretationskünste" des grünen Haushaltsfachmanns. Ohne Autobahn keine Arbeitsplätze, so das Argument des Sozialdemokraten. Bei FDP und CDU sieht man das ähnlich und beschwört gar "katastrophale Auswirkungen für die Wirtschaft", sollte der Bau nicht erfolgen. Straßengegner warnen hingegen nicht nur vor weiterer Naturzerstörung. Sie können auch darauf verweisen, daß schon jetzt die günstigen Straßenverbindungen Arbeitsplätze in der Region zerstören: Nordseekrabben werden z.B. per LKW nach Polen exportiert, wo sie von polnischen Arbeiterinnen "gepult" werden. Anschließend geht es - wieder per LKW - zur Weiterverarbeitung zurück nach Deutschland. (wop)