Ländliches

Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet der schleswig-holsteinische Innenminister Ekkehard Wienholtz, der so lange ein Verzögerungsspiel der Angst mit den Überlebenden des Lübecker Brandanschlages betrieben hat, kritisiert den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Weder sei eine Härtefallregelung für Flüchtlinge vorgesehen, noch komme ein Einwanderungsgesetz in Sicht. Bei der schleswig-holsteinischen Härtefallkommission lägen 50 Fälle zur Entscheidung. Wienholtz überlegt nun, wie er zusammen mit anderen Landesregierungen Druck auf Bonn ausüben kann.

Spardemokraten überall. Auch auf Landesebene geht das Privatisieren lustig weiter. Derzeit klafft im Landeshaushalt ein Loch von rund 300 Mio. DM, insgesamt hat er ein Volumen von 14,5 Mrd. DM. Den Ausweg sucht Finanzminister Claus Möller in "Notverkäufen". An den Verkauf der landeseigenen Häfen Brunsbüttel und Dagebüll ist gedacht. Auch Beteiligungen an der Bürgschaftsbank und dem Kieler Seefischmarkt könnten unter den Hammer kommen. Mitte des Monats soll zudem eine Streichliste für diverse Ressorts vorgelegt werden.

An Amrums Küste spielt sich dieser Tage ein Umweltdrama ab. Verglichen mit der Katastrophe, die Nikaragua und Honduras heimgesucht hat, vielleicht harmlos, aber für die Betroffenen und ihre Tourismus-Industrie sowie das örtliche Ökosystem immer noch schlimm genug. Am 29.10. ist dort der italienische Holzfrachter "Pallas" auf Grund gelaufen. Nun droht er auseinanderzubrechen. 15 Tonnen Öl sind bereits jetzt aus seinem Tank ausgelaufen und haben einen Ölteppich von 20 km Länge und mehreren hundert Metern Breite erzeugt. Weitere 150.000 Liter Dieselöl und 600 Tonnen Schweröl werden noch auf dem Havaristen vermutet und könnten bei Auslieferung der LinX bereits ins Meer geflossen sein. Wegen der geringen Wassertiefe haben Ölbekämpfungsschiffe Schwierigkeiten, zum Wrack vorzudringen.

Die "Pallas" war vor der dänischen Küste in Brand geraten und von der Besatzung verlassen worden. Vier Tage vergingen, bevor der Frachter vor Amrum strandete. Vier Tage, in denen die bundeseigenen Schlepper "Neuwerk" und "Mellum" es nicht schafften, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Einige Stimmen, wie der Amrumer Amtsvorsteher Jungclaus, meinen, daß ein größerer Schlepper hätte angefordert werden müssen.

Bei der Schutzstation Wattenmeer ist man besorgt: Mehrere Tausend Seevögel sind bereits im Öl verendet. Konsequenzen werden gefordert: "Der Katastrophenschutz an der Küste sollte aus dem Fall 'Pallas' schnell für die Zukunft lernen", meint Gert Oetken, Vorsitzender der Schutzstation. Künftig, so Oetken, "muß alles daran gesetzt werden, Großschiffsverkehr möglichst weit entfernt von der Natur- und Urlaubsküste Deutschlands entlang zu leiten, um im Falle von Unglücken mehr Zeit zu haben, Havaristen ins Schlepptau zu nehmen. Außerdem müssen zu diesem Zweck hochseetaugliche Schlepper, wie beispielsweise die 'Oceanic' permanent vorgehalten und im Notfall unverzüglich eingesetzt werden."

(wop)