Betrieb & Gewerkschaft

"Sozialer Unfrieden" mit Geburtswehen

Die Auferstehung des "Aktionskreis Sozialer Unfrieden" geht einher mit stärkeren Geburtswehen. Zur Erinnerung: Im Herbst '97 hatten sich verschiedene Initiativen zusammengeschlossen, die von den damals geplanten Haushaltskürzungen im sozialen Bereich besonders betroffen waren. Letztlich führte der Aktionskreis eine Vielzahl von Happenings im Umfeld der Haushaltsberatungen durch. Unvergessen sind die Daunenfedern, die unter dem Motto "Gansel rupft den Haushalt - rupft Gansel!" auf die weisen Häupter der Ratsmenschen daniederschwebten, unvergessen auch die "Suppenküche" vor der Kieler Sparkasse während der dortigen Haushaltsklausur der SPD. Die vorletzt letzte Aktion des Aktionskreises ist schon in die Kieler Polit-Geschichte eingegangen. Eine Live-Diskussion des Offenen Kanals zur Kommunalwahl in der Kieler Pumpe wurde umfunktioniert, Standing Ovations für alle DiskutantInnen, wehende SPD-Plastikfähnchen und Seifenblasen für die Bündnisgrünen bildeten den Rahmen für weitschweifige Publikumsfragen nach der besten Jahreszeit zum Aussäen von Gras.

Von dem damaligen Ruhm ist zur Zeit wenig zu sehen. Wenige Aktive treffen sich mittwochs um 18 Uhr im Holzraum der Hansastr. 48, die Vielfalt der beteiligten Gruppen und der Elan haben deutlich nachgelassen. Dabei gibt es eigentlich genug Stoff fürs (re-) agieren. Auch wenn die Zuschüsse für die soziokulturellen Zentren nun wohl doch nicht gekürzt werden, ist mit den seit Jahren gedeckelten Mitteln wahrlich nicht viel geholfen.

Auch im sozialen Bereich (Sozialticket, Frauennachttaxi, Zuzahlungen bei Kindergartenplätzen für SozialhilfeempfängerInnen) ist Gansels Sparwahn lange nicht gestillt. Und die betroffenen Initiativen, die im letzten Jahr von Gansel gerupft werden sollten, müssen gerade eine Evaluation durch ein privates Wirtschaftsunternehmen über sich ergehen lassen. Das Ziel ist im Vorbericht zum Haushalt formuliert: Sparen, Sparen, Sparen. Bereits im Februar sollen die Ergebnisse der Überprüfungen vorliegen. Der "Aktionskreis Sozialer Unfriede" befürchtet, daß eventuell schon im Nachtragshaushalt für 1999 harte Einschnitte anstehen. Grund genug also, dem Widerstand in Kiel breitere Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten.

(usch)