Geschichte

Chronik der Novemberrevolution 1918 - Teil I

Ein Tag im November 1918 soll uns heute interessieren: Nicht der 3. oder 4., auch nicht der 9., sondern der 15. Dieser Tag war für viele deutsche Gewerkschaftsführer der wichtigste dieser Zeit nicht wegen, sondern eher trotz der Revolution. Denn die Führer des ADGB saßen in diesen Tagen mit den Führern der deutschen Industrie zusammen, in Verhandlungen, die durch die darauf folgenden Revolutionstage kurze Zeit unterbrochen wurden; sie führten dann zu dem bekannten Abkommen vom 15. November 1918, das die Unternehmer u.a. auch zur Durchführung des Achtstundentags verpflichtete. Diese Darstellung Theodor Leiparts läßt die Revolution als eine eher störende Randerscheinung des politischen Geschehens erscheinen, durch die sich die Arbeiterführer nicht davon abbringen ließen, ihre Bemühungen zum guten Ende zu bringen: Paritätische Schlichtungsausschüsse! Achtstundentag bei vollem Lohnausgleich! Dafür hatten die arbeitenden Menschen doch jahrzehntelang gekämpft. Jetzt zahlte sich die Politik der Gewerkschaften aus, die sich schon im Krieg als unverzichtbare Partner der Staats- und Unternehmensführung(en) erwiesen hatten.

Diese Sicht der Dinge offenbart die Unfähigkeit der betreffenden Arbeiterführer, die Ursachen für die Konzessions- und Bündnisbereitschaft der Unternehmer zu begreifen. Diese verstanden die Zentralarbeitsgemeinschaft (ZAG), die mit dem Novemberabkommen begründet wurde, als einzige Chance, ihre wirtschaftliche und politische Macht über die Revolutionszeit zu retten. Dankbar stellte einer von ihnen fest: Als alle Autoritäten zusammenbrachen: Monarchie, Staat, Militär und Bürokratie, schuf (die ZAG) eine Macht, die die Wirtschaft und die Betriebe in Ordnung hielt. Der bei allen Revolutionen sonst zu beobachtende Vorgang, daß sich die Arbeiter gegen ihre Arbeitgeber wandten, wurde nicht ausgelöst, weil die Gewerkschaften fest zur Ordnung und zu ihrer Aufrechterhaltung mit den Unternehmern zusammenstanden. (Wird fortgesetzt.)

(D.L.)