Anti-AKW

Bombige Funde an der Elbe

Schleswig-Holsteins Leukämie-Reaktor Krümmel kommt nicht aus den Schlagzeilen. Jetzt fand eine Gruppe von Wissenschaftlern um die Bremer Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake in der Nachbarschaft des Meilers Zerfallsprodukte des radioaktiven Ultragiftes Plutonium. Die Forscher hatten in der niedersächsischen Samtgemeinde Elbmarschen, die dem Kernkraftwerk gegenüber liegt, Proben von Staub auf Hausböden eingesammelt. Vergleiche mit anderen Standorten ergaben, daß sich die Vorkommen auf die Nachbarschaft Krümmels konzentrieren. Der niedersächsische Landesverband des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz stellten mittlerweile Strafanzeige gegen die Betreiber, die Hamburger Elektricitätswerke (HEW).

Die hatten bisher jeden Zusammenhang zwischen ihrem Kraftwerk und der ungewöhnlichen Häufung von Leukämiefällen in den niedersächsischen Elbdörfern geleugnet. Seit 1989 sind dort zehn Kinder, ein Jugendlicher und zehn Erwachsene an Blutkrebs erkrankt. Drei Menschen starben bereits. Statistisch wäre nur ein Krankheitsfall in 20 Jahren zu erwarten gewesen. Das KKW Krümmel wurde 1983 im Betrieb genommen. Das erste Auftreten der Krankheit deckt sich auffällig gut mit der Fünf-Jahres-Frist, die nach Verstrahlungen bis zum Ausbruch verstreichen muß.

Die HEW mag das ganze immer noch nicht glauben und kündigt eigene Messungen an. Auch das Landesenergieministerium kündigt weitere Untersuchungen an. Das Bremer Gutachten war übrigens von einer örtlichen Bürgerinitiative in Auftrag gegeben worden. Unweigerlich drängt sich die Frage auf, weshalb eigentlich bisher keine der beteiligten - angeblich ausstiegswilligen - rosa-grünen bzw. rosanen Landesregierungen auf die Idee kam, derartige Messungen durchführen zu lassen.

(wop)