Gewerkschaftsticker

Nach Schätzungen des DGB hat die Arbeitslosigkeit in der BRD einen neuen Rekordstand erreicht. Ca. 4,8 Mio. KollegInnen sind im Januar arbeitslos gemeldet. Selbst eine Stagnation der Arbeitslosigkeit hält die Bundesanstalt für Arbeit, in diesem Jahr, für schwer erreichbar.

ArbeitnehmerInnen in Westdeutschland mußten 1997 mit dem geringsten Anstieg der Tarifentgelte seit mindestens 30 Jahren leben. Die Wochen- und Stundenlöhne von 6,6 Mio. Arbeitern binnen Jahresfrist wurden nur noch durchschnittlich um 1,4% erhöht. Die Monatsgehälter von mehr als 3,9 Mi. Angestellten stiegen nur noch um 1,2%. Real verdienten die Arbeitnehmer 1997 weniger als 1996, denn die Teuerungsrate fiel mit 1,8% im Westen deutlich höher aus als die Steigerung der Tarifentgelte. Die tatsächliche Entwicklung der Einkommen dürfte für die ArbeitnehmerInnen noch negativer ausgefallen sein, als aus den Zahlen des Statistikamtes ablesbar ist, da tarifliche Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die in jüngster Zeit in vielen Bereichen gekürzt wurden, in den Daten der Statistiker nicht enthalten sind.

Das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit geht um in Südostasien. 1998 werden Millionen von Menschen in den Großstädten Asiens ihre Jobs verlieren und zum Lumpenproletariat absinken oder in die Landgebiete zurückkehren. Auf Indonesiens übervölkerter Insel Java werden beinahe jeden Tag von unzufriedenen Moslems chinesische Geschäfte geplündert, im Süden Thailands randalieren die Arbeiter einer Auto-Ersatzteilfabrik, weil ihnen die jährliche Prämie gestrichen wurde. In Jakarta berichtet die Lokalpresse von drei Frauen, die sich umgebracht haben, weil ihre Männer keine Arbeit finden können. Besonders explosiv ist die Lage in Indonesien. "Wir steuern in die nationale Katastrophe, wenn wir mit dem Problem nicht fertig werden", sagt Wirtschaftsexperte Revrison Baswir. Fachleute befürchten einen Anstieg der offiziellen Arbeitslosigkeit von derzeit 2,7 Mio. auf 10 Mio. zum Jahresende. Gewerkschaften sprechen sogar von 13,5 Mio. Verschärft wird die Situation durch die Androhung Malaysias, mindestes 600.000 "Gastarbeiter" auszuweisen und in ihre indonesische Heimat zurückzuschicken. "Gewalt ist praktisch unvermeidlich", sagt Baswir, denn immer mehr Menschen im 200-Millionen-Volk streiten sich um immer weniger Jobs.

Auch in Thailand könnte sich die Situation dramatisch zuspitzen. Zu den 1,7 Mio., die bereits ohne Arbeit sind, werden 1998 etwa 2 Mio. dazu kommen, der größte Teil im Großraum Bangkok. Die meisten von ihnen werden dahin zurückkehren, wo sie hergekommen sind: in die Landgebiete. Schon Ende 1997 hatten etwa 300.000 Arbeitskräfte Bangkok verlassen und strebten in die Dörfer ihrer Familien.

Auf den Philippinen stieg die Zahl der Arbeitslosen in diesen Wochen über drei Millionen. Über sechs Millionen Filipinos arbeiten bereits im Ausland, doch mehr dürften es kaum werden: Malaysia, Südkorea und Hongkong wollen gerade ein paar Hunderttausend auf die Philippinen zurückschicken. Sie werden nicht mehr gebraucht, weder hier noch da.

(hg)