Antifaschismus

Naziaufmarsch in Lübeck verhindert

Die für den 31.1. geplante Demonstration von NeofaschistInnen durch den Lübecker Stadtteil Moisling (LinX berichtete) konnte durch eine Vielzahl dezentraler Antifa-Aktionen verhindert werden. Bundesweit hatte das sog. "Bündnis Rechts für Lübeck" u.a. im Internet zur Demonstration mobilisiert. Erwartet wurden über 500 NeofaschistInnen aus Ost- und Westdeutschland. Nach Augenzeugenberichten wollten sich neben den örtlichen NeofaschistInnen um Ulrich Schwetasch auch organisierte Neonazis aus den angrenzenden Regionen (Schleswig-Holstein und Nordwestmecklenburg) am Nazi-Aufmarsch beteiligen. Darüber hinaus richteten sich eine Vielzahl von Antifa-Aktionen gegen einen aus Richtung Hamburg anreisenden Konvoi mit mindestens drei Reisebussen. In diesem Konvoi befanden sich u.a. Christian Worch und Thomas ("Steiner") Wulff, Führungsfunktionäre der 1995 verbotenen "Nationalen Liste" (NL).

Schon am Sonnabendvormittag demonstrierten ca. 600 LübeckerInnen unter dem Motto "Den Naziaufmarsch verhindern! Keinen Fußbreit den Faschisten!" in dem Lübecker Retortenstadtteil. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis bis hin zu einzelnen SPD-Ortsvereinen. Viele Antifa-Gruppen entschieden sich dafür, nicht an der zentralen Demonstration teilzunehmen, um die Zufahrtswege für die anreisenden Neonazis zu blockieren. So wurden viele FaschistInnen schon vor ihrer Ankunft in Lübeck-Moisling zur Umkehr bewegt, bzw. ihre Anreise verzögert.

Neonazi Ingo Stawitz bei der Kundgebung in Segeberg

In der Nazi-Postille BBZ wurde diese Taktik folgenderweise bewertet: "Jedes Fahrzeug, in dem national aussehende Menschen saßen, wurde attackiert. Dabei gingen einige Taxis zu Bruch, die Taxifahrer weigerten sich, weiterzufahren. Insofern ging die Behinderungstaktik der Antifa schon auf, denn ein gewisser Teil Nationalisten (welche in Privatautos oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren) konnten unmöglich zum Demosammelpunkt vordringen."

Die Blockaden wurden durch Einsatzhundertschaften der Polizei geräumt, teilweise unter Schlagstockeinsatz. In dem Lübecker Vorort Niendorf ist am frühen Nachmittag eine Straßenblockade von über 60 AntifaschistInnen aus dem nördlichen Landesteil ohne Vorwarnung eingekesselt worden. Bis in die Abendstunden hinein wurden die Antifas festgehalten.

Auch in Moisling selbst bestimmten Antifa-Gruppen das Stadtbild, so daß jede Ansammlung von Neonazis ausblieb. Nur vereinzelt und unter Schutz von PolizistInnen konnten kleine Grüppchen gesichtet werden.

Einzig der aus Richtung Hamburg kommende Fascho-Konvoi erreichte nach mehreren Stunden Verspätung unter starkem Polizeischutz das extrem abgelegene Freibad Pennmoor in Lübeck-Moisling am Niendorfer Weg. Dort formierten sie sich gegen 16.30 Uhr gemeinsam mit etwa 30 Nazis aus der näheren Umgebung, die bis zum Sammelpunkt gelangten, für den geplanten Marsch durch den Stadtteil, der zwischenzeitlich vom Verwaltungsgericht genehmigt worden war.

Daß es letztlich doch nicht mehr zu dem gespenstischen Umzug durch Moisling kam, ist vor allem Moislinger Jugendlichen geschuldet. Die blockierten nämlich die einzige Zugangskreuzung (Niendorfer Weg/Ecke Sterntalerweg) zum Stadtteil und errichteten eine Straßenbarrikade mit umherstehenden Containern. Ein Altpapiercontainer ging in Flammen auf. Kurzfristig eskalierte die Lage, als vier (!) Kieler Polizisten die inzwischen auf über 100 AntifaschistInnen angewachsene Menge der Blockierenden attackierten. Natürlich war diesem Versuch der Kreuzungsräumung kein Erfolg beschieden. Allerdings erscheint die Frage erlaubt, ob das karge Gehalt eines Polizisten ein solches Himmelfahrtskommando rechtfertigt.

Nach Angaben der Lübecker Nachrichten verbot der Lübecker Oberbürgermeister Michael Bouteiller aufgrund dieser Lage den Marsch der Rechten durch den Stadtteil, da die öffentliche Sicherheit nicht gewährleistet werden könne. Bouteiller setzte sich auch für die sofortige Freilassung der vorübergehend festgenommenen AntifaschistInnen ein.

(usch)