KERNspalte

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Schweden geht mit gutem Beispiel voran: Die Regierung hat die Betriebsgenehmigung für einen der beiden Reaktoren des AKW Barsebaeck aufgehoben. Die Stillegung des Reaktors muß spätestens bis zum ersten Juli erfolgen. Nach dem Ausstiegszenario vom letzten Jahr sollen bis zum Jahr 2010 alle 12 schwedischen Atomreaktoren abgeschaltet werden. Eine weitere Produktion radioaktiven Abfalls wird somit eingeschränkt, das Entsorgungsproblem bleibt jedoch bestehen.

Im schottischen Dounreay machten es sich die Betreiber des AKWs mit der Entsorgung besonders einfach: Sie kippten ihren radioaktiven Abfall heimlich in an der Küste gelegene Wasserschächte. Nachdem sie sich dem Eigengeständnis, für einen 70 m tiefen Schacht mit mehr als 1.000 Tonnen (!) Atommüll verantwortlich zu sein, nicht mehr entziehen konnten, wurde nun 2 Monate später ein weiterer Schacht mit 700 t strahlenden Inhaltes entdeckt. Dieser Schacht, in dem u.a. auch Uran und Plutonium liegen, wurde vermutlich noch vor kurzem benutzt. Die reu(d)igen Betreiber gaben mittlerweile an, eine Bergung durchzuführen - "wahrscheinlich irgendwann im nächsten Jahr". Interessant ist auch hier die Frage, wo der Müll dann landen wird. Vielleicht hat sich bis dahin schon ein weiterer Schacht angefunden.

Wir in der BRD besitzen ja dank der Annexion der DDR ein Atommüllendlager: Morsleben. Laut Greenpeace weist jedoch selbst die DBE (Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe) auf die Unsicherheiten im Endlager hin. In einem Schreiben an das Bergamt in Staßfurt stellt die Betreiberin fest, daß schon während des Betriebes der Anlage gravierende Sicherheitsgefahren bestünden und ein Versagen der Salzschichten nicht ausgeschlossen werden könne. Der Betrieb des in Sachsen-Anhalt gelegenen Endlagers soll nach Willen der Bundesregierung mit Hilfe der Atomgesetznovelle bis zum Jahr 2005 verlängert werden, obwohl in den Übernahmeverträgen eine Schließung im Jahr 2000 vereinbart wurde. Die Nähe der Anlage zur ehemaligen Grenze verleitete den einstigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Albrecht dazu, Gorleben als Endlager für die radioaktiven Abfälle der BRD auszuwählen.

Ähnlich sieht es zur Zeit in Übersee aus: Die USA planen die Errichtung eines Endlagers in 30 km Entfernung zur Grenze zwischen dem US-Bundesstaat Texas und Mexiko. Von letzterer Seite ließ die katholisch-konservative Partei, PAN, bereits deutliche Kritik hören.

Ebenfalls stark kritisiert wird das Konzept des grünen Polizeipräsidenten von Münster, Wimber, mit dem der nächste Castor-Transport nach Ahaus geschützt werden soll. Weiträumige Absperrungszonen, Verbot von Demo Camps sowie ein Aufgebot von 20.000 PolizistInnen stehen auf dem Plan. Ende März (23.-29.3.) wird der Atomzug ins Rollen kommen. Die Fußballspiele der 1. Bundesliga, die in diesem Zeitraum stattfinden sollten, wurden bereits verschoben, um das gewalttätige Staatsaufgebot zu gewährleisten. In Neckarwestheim stehen schon seit einiger Zeit drei Castor-Behälter bereit, und in Gundremmingen soll der dritte Behälter am 16.2. beladen werden. Bei den Behältern handelt es sich um die neuen Typen V/19 und V/52, die statt 16 nunmehr 52 Brennelemente fassen. Daher wird dieser Atomtransport noch größer als der letzte Sixpack nach Gorleben sein. Spätestens Ende März können die AtomkraftgegnerInnen zeigen, wie ernst es ihnen mit ihrem Widerstand ist, oder ob nur noch der Mythos Gorleben sie locken kann.

(us)