KERNspalte

Ist der 25. März der nächste "Tag X"? ­ Zumindest erreicht mit großer Wahrscheinlichkeit an diesem Datum ein mit sechs Castorbehältern beladener Zug das Zwischenlager für atomare Abfälle in Ahaus. Auch die Deutsche Bahn macht das möglich. Allerdings weist diese einen Transport ganz anderer Art zurück. Auf eine Anfrage der bäuerlichen Notgemeinschaft, die mit ungefähr 100 Personen und 50 Treckern zum 21. März nach Ahaus möchte, weigerte sich die DB ohne weitere Begründungen, ein Angebot zu erstellen. Damit sind wohl auch die letzten Zweifel an der Position des Monopolisten beseitigt.

Die Demonstrierenden finden jedoch auch so ihr Ziel. Neben den regelmäßigen Sonntagsspaziergängen im westfälischen Ahaus fanden am vergangenen Wochenende auch in Neckarwestheim und Gundremmingen Demonstrationen statt, an jenen Orten von denen jeweils drei Castoren nach Ahaus gebracht werden sollen. Nahezu 5.000 Menschen kamen zusammen, um gegen Atomkraftanlagen und Atomtransporte zu demonstrieren. 3.500 von ihnen trafen sich in Ahaus, wo (das sei hier angemerkt, weil es immer so gut klingt) auch 235 Trecker bei einem Konvoi zum Zwischenlager mitfuhren.

Am Samstag, dem 21.3. findet eine große Auftaktkundgebung in Münster statt, in deren Anschluß die Camps bezogen werden. Welche bezugsfertig sein werden, ist allerdings noch etwas unklar, da der westfälische Innenminister Kniola (SPD) bereits ankündigte, daß fünf der geplanten neun Zeltplätze verboten würden. Außerdem werden die letzten 12 Kilometer der Gleisstrecke vor dem Zwischenlager in einer Breite von 600 Metern zum Sperrgebiet erklärt und über 20.000 PolizistInnen zusammengezogen, um den Transport zu sichern. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verlangte mittlerweile eine "angemessene Versorgungszusage" für eventuelle strahlungsbedingte Gesundheitsschäden bei den Staatsdienenden. Interessant ist, wie eine solche Versorgung wohl aussehen soll ...

In Japan wurde ebenfalls ein mit nuklearer Fracht bestückter Transport blockiert. Das Schiff "Pacific Swan" konnte erst mit drei Tagen Verspätung seine 24 Tonnen atomaren Mülls aus der Wiederaufbereitungsanlage (WWA) La Hague im Hafen von Mutsu-Ogawara entladen. Von dort wird er in ein Zwischenlager in der Nähe von Rockasho gebracht. Ahnlich wie die BRD läßt auch Japan seine Brennelemente in Frankreich wiederaufbereiten und muß den anfallenden Müll zurücknehmen. Allerdings ist in Rockasho bereits eine WAA in Bau, mit deren Fertigstellung in 6 bis 7 Jahren gerechnet wird. Die Blockade der "Pacific Swan" ging jedoch weniger von der Bevölkerung aus, sondern scheint vielmehr eine Publicity-Vorstellung von Morio Kimura zu sein. Der Gouverneur der nordjapanischen Präfektur Aomori hatte schon den ersten Transport dieser Art im April 1995 kurzzeitig verzögern können und wollte diesen Frachter erst entladen lassen, wenn der Ministerpräsident Hashimoto mit ihm über die Atom-Sicherheitspolitik des Landes spräche. Leider bestand das Ergebnis dieses Gespräches nur aus einzelnen vagen Bestätigungen, wie z.B.: Man werde sich bemühen, die Suche nach einem Endlager zu verstärken. Doch wurde dieser Mega-Atomtransport auch von anderen Demonstrationen begleitet. Bereits im Februar enterten Greenpeace-AktivistInnen den Frachter vor seiner Einfahrt in den Panamakanal, und am Bestimmungshafen in Japan fanden sich immerhin 200 Protestrierende ein.

(US)