Internationales

Südkorea:

Neuer Gewerkschaftsführer gewählt

Südkoreas linker Gewerkschaftsverband KCTU (Korean Confederation of Trade Unions) hat einen neuen Vorsitzenden. Mit Lee Kap-yong konnte sich ein Befürworter einer härteren Gangart durchsetzen. Seit Anfang des Jahres hatte es in dem 530.000 Mitglieder starken Dachverband heftige Auseinandersetzungen um die künftige Politik gegeben, nachdem im Dezember mit Kim Dae-jung der langjährige Favorit der Opposition zum Präsidenten Südkoreas gewählt worden war.

Besonders die Antwort der Gewerkschaften auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise war umstritten. Noch im November hatte die nationale Delegiertenkonferenz die Vorbereitung eines Generalstreiks gegen die zu der Zeit noch in der Planung befindliche Legalisierung von Massenentlassungen beschlossen. Doch Ende Januar unterzeichnete die KCTU-Führung mit der neuen Administration ein Stillhalteabkommen und blies den Streik ab, u.a. auch aufgrund starken öffentlichen Drucks. Man wollte nicht für eine Verschärfung der Krise verantwortlich gemacht werden.

Mit der Wahl Lees zeichnet sich nun ein erneuter Kurswechsel ab. Der 40jährige war bisher Vorsitzender der Gewerkschaften des Hyundai-Konzerns und dort Organisator verbissener Arbeitskämpfe. Zweimal brachte ihn das bereits ins Gefängnis. Nach seiner Wahl kündigte er an, daß die KCTU sich nach einigen organisatorischen Reformen auf einen landesweiten Streik "zur Verteidigung der Beschäftigung" vorbereiten werde.

Damit wird er sich beeilen müssen. Neueste Zahlen zeigen, wie Hongkonger Zeitungen berichten, daß derzeit pro Tag 10.000 Arbeiter entlassen werden. 100 Firmen müssen täglich aufgeben, andere versuchen, sich mit drastischen Lohnkürzungen über Wasser zu halten. Die Betriebe kämpfen in Folge der Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit hohen Kreditzinsen. Außerdem machen ihnen Überschuldung und sinkende Inlandsnachfrage zu schaffen. Demnächst werden sie auch noch der internationalen Konkurrenz ausgesetzt, wenn Südkorea seine Grenzen weiter für Importe öffnet, wie es der IWF und die führenden Industrienationen fordern.

(wop)