Kollateralerfolge
Selten wurde ein drohender “Waffengang” so lange diskutiert und verschoben. Wie in Afghanistan geht es den USA im Irak nicht um die Liquidierung reaktionärer Kräfte, sondern um den Ersatz unbotmäßiger Kettenhunde. Statt eines Einmarsches zur Zerschlagung von Taliban und Al Qaida – deren Strukturen nach wie vor bestehen – wurde mit Bombenteppichen auf ein infrastrukturschwaches Land ein schneller Vormarsch einer neuen 5. Kolonne wie der Nordallianz ermöglicht. Den US-Imperialisten geht es in der Region vom Kaspischen Meer bis zum Persischen Golf um Herrschaftssicherung. Der Zugriff auf die Erdöl- und Gasreserven Zentralasiens spielt hierbei eine wichtige Rolle – nicht jedoch die von “Verrohrungstheoretikern” zugewiesene Hauptrolle. Die USA stellen sich auf erstarkende Konkurrenten und Feinde (China, Russland, EU-Staaten etc.) ein. In dieser Hinsicht werden die panarabischen und zentralasiatischen Regime abgescannt und ggf. ausgetauscht.
Im US-Establishment wird um Wege aus der ökonomischen und weltherrschaftlichen Krise gerungen. Dass NATO-Alliierte (vorerst) andere Wege nach Bagdad vorschlagen und die UNO nicht zügig aufschließt, dürfte die US-Regierung nur bedingt davon abhalten erst zu schießen und dann Fragen zu stellen. Nun gehen erst einmal die Waffeninspektoren der UNMOVIC in den Irak.
In Sachen Irak wird die lethargische (Rest-) Linke sich als relativ
beweglich erweisen. Der größere (vergreenpeacte bis völkische)
Teil verhält sich in ihrem Antiamerikanismus weitestgehend kritiklos
gegenüber den ausgewiesenen Kommunisten- und Judenschlächtern
der Baath-Partei um Saddam Hussein. Sich pazifistisch gebend treten diese
Linken anspruchslos fast nur noch im Zusammenhang mit US-Bombardements
geschlossen auf. Dagegen ordnet ein antivölkischer, kleiner, agiler
Trupp wiederum alles der Verteidigung Israels unter dem Schutzschild der
USA unter, gibt sich bellizistisch und ist publizistisch anspruchsvoll
rege.
In Folge eines Angriffskriegs der USA gegen den Irak hofft nicht nur
das BRD-Establishment auf weitere Kollateralerfolge: Der “Afri-Kola-Fraktion”
zugehörige Linke hoffen insgeheim, das die USA geschwächt daraus
hervorgehen – die der “Coca-Cola-Fraktion” Zugehörigen hoffen dagegen
auf eine Schwächung der panarabischen, antisemitischen Kräfte
und somit auf den Schutz Israels. Realpolitisch von Bedeutung waren
kürzlich nur Teile der Ersteren – als Stimmvieh für den rouge-olivgrünen
Teil aller im Bundestag sitzenden Abgeordneten des “Deutschen Weges” nach
Bagdad. (Hier bestehen in nazi-faschistischen Zeiten gut ausgebaute und
bis heute gepflegte – nachhuttaugliche – Beziehungen nach Nahost.)
Ein gravierendes Problem ist allen Linken (Gruppen) gemeinsam: Sie verrechnen sich meist und bekommen kaum etwas gebacken. Weder verhindern sie Schießereien noch können sie selbst schießen. Nichts in der Hand beim großen Spiel und der Hoffnung auf Kollateralerfolge.
(W. Jard)