Buchvorstellung in der Roten Flora

Feministische Theorie

Was hat die femistische Bewegung der letzten Jahrzehnte bewirkt? Aus radikal gesellschaftskritischer Perspektive zeichnet Andrea Trumann in ihrem gerade erschienenen Buch "Feministische Theorie - Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus" die Geschichte der feministischen Bewegung nach. Der Bogen reicht von den frühen Auseinandersetzungen im SDS über den Kampf gegen den § 218 bis hin zu den Implikationen von Gentechnologie und Reproduktionsmedizin. Trumann beschreibt die Frauenbewegung so, dass klar wird, warum sich denjenigen, die ihre Geschichte und ihre Anliegen ernst nehmen, die von ihr theoretisch offen gelegten und schon längst emanzipatorisch überwunden geglaubten patriarchalischen Zustände immer wieder als aktuelle Zumutungen darstellen. Namentlich sind dies die Bedingungen der Möglichkeit weiblicher Subjektivität, die staatliche Bevölkerungspolitik, das Verhältnis von Produktion und Reproduktion oder die Trennung von privater und öffentlicher Sphäre.

Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung soll die Entwicklung der feministischen Theorieentwicklung der letzten Jahre stehen. Wer sich in den 90er Jahren mit Feminismus
beschäftigte, konnte kaum an poststrukturalistischen AutorInnen, d.h. an Foucault und Butler vorbei. Sie versprachen die Befreiung von den letzten herrschaftlichen Resten einer weiblichen Natur, die immer wieder dafür herhalten musste, den Frauen ihren spezifischen Platz an Heim und Herd zuzuweisen. Doch bei näherer Betrachtung wurde klar, dass es sich gerade bei Judith Butlers Kritik um nichts anderes als die Theorie einer neuen bürgerlich radikal-demokratischen Bewegung handelte, die für gleiche Rechte für Minderheiten kämpfte und diesen Kampf flexibilisieren wollte, ohne die gesellschaftliche Voraussetzungen der Benachteiligung ökonomie- und staatskritisch in Frage zu stellen. Auf der anderen Seite betrachtete die marxistische Gesellschaftskritik und Theorieproduktion, z. T. mit Ausnahme jener um die Zeitschrift "Krisis", patriarchale Herrschaft und Sexismus nicht als relevante Themen und lehnte eine Beschäftigung mit der falschen Begründung ab, dass patriarchale Herrschaft lediglich ein Relikt aus vorbürgerlichen Zeiten sei. So fehlt heute noch immer eine kritische Theorie des Geschlechterverhältnisses, die weder die Staats- und Ökonomiekritik eines wertkritischen Marxismus ignoriert, noch eine kritische Reflexion auf die poststrukturalistische Kritik an veränderten gesellschaftlichen Naturverhältnissen unterlässt. Dies ist der theoretische Hintergrund der Autorin für die Auseinandersetzung mit der feministischen Theorie und Praxis in diesem Buch.

Zur Vorstellung des Buches durch die Autorin und anschließender Diskussion laden für den 13. November, 20 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 75, 20357 Hamburg,1. Stock herzlich ein: Acadamic Hardcore und die Female Machos.