Handel mit kongolesischen Warlords:

BAYERs prächtige Geschäfte mit dem Bürgerkrieg

Die Demokratische Republik Kongo, das ehemalige Zaire, kommt nicht zur Ruhe. Aufständische, ausländische Armeen und die Zentralregierung bekämpfen einander und bescheren dem an natürlichen Ressourcen reichen Land Elend und Tod. Für einige offensichtlich ein gutes Geschäft, wie die Coordination gegen BAYER-Gefahren kürzlich in einer Pressemitteilung dokumentierte, die wir hier wiedergeben.

Ein Mitte Oktober veröffentlichter Bericht der UNO über Rohstoffexporte aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet bezichtigt die Goslarer Firma H.C. STARCK der Lüge. Das zum BAYER-Konzern gehörende Unternehmen behauptete Anfang des Jahres in einer Pressemitteilung, seit Sommer 2001 keine Rohstoffe mehr aus Zentralafrika zu beziehen. Der UNO liegen jedoch Dokumente vor, nach denen H.C. STARCK von der in Bukavu, Kongo, ansässigen Firma EAGLE WING weiterhin das Mineral Coltan bezieht und somit die Kriegswirtschaft im Kongo am Leben erhält. Auch die Aussage der Firma, in der Vergangenheit lediglich mit Partnern kooperiert zu haben, die “keine Abgaben an Rebellenorganisationen leisten oder geleistet haben oder in anderer Form mit diesen kooperieren” wird als unwahr bezeichnet.

Wörtlich heißt es in dem Bericht der UNO: “In einer Presseerklärung vom 24. Mai 2002 hat die Firma H. C. STARCK erklärt, seit August 2001 kein aus dem zentralen Afrika stammendes Material erworben zu haben. Die Arbeitsgruppe ist im Besitz von Dokumenten, die das Gegenteil zeigen. In der gleichen Presseerklärung hatte H. C. STARCK behaupted, dass das von ihr bezogene Coltan von Bauern geliefert würde. Tatsächlich gibt es aber im Osten der Demokratischen Republik Kongo kein Coltan, von dessen Export nicht Rebellengruppen oder eine der ausländischen Armeen profitieren würden.” Der Bericht wurde Ende Oktober dem UN Sicherheitsrat vorgelegt.

Nach Angaben der UNO wird der Krieg im Kongo wegen des “Zugangs zu und der Kontrolle von fünf Rohstoffen, darunter Coltan” geführt. Die ruandische Armee und die von Ruanda unterstützte Rebellengruppen RCD finanzieren sich weitgehend mit dem Verkauf von Coltan. Die UNO-Experten empfehlen dem Weltsicherheitsrat, “restriktive Maßnahmen” gegen Firmen zu ergreifen, die an der “Plünderung der Ressourcen” des Kongos beteiligt seien.
In einem weiteren von der UNO untersuchten Fall bezog die thailändische Niederlassung von STARCK falsch deklariertes Coltan, das ebenfalls aus dem Kongo stammt. Nach Angaben der UNO war STARCK die Herkunft des Materials bekannt. Somit verstoße die Firma gegen die Richtlinien der OECD für multinationale Konzerne.

Die Firma H.C. STARCK ist Weltmarktführer für das in Coltan enthaltene Metall Tantal. Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen mehrmals die Unwahrheit gesagt. So äußerten Unternehmenssprecher gegenüber der Presse, erst Mitte 2001 auf die Problematik aufmerksam geworden zu sein. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte aber bereits im Jahr 2000 in einem Brief an das Unternehmen gefordert, wegen der Finanzierung von Kriegsparteien den Import aus dem Kongo einzustellen, hierauf jedoch eine unverbindliche Antwort erhalten.

Eine weitere Spur führt aus dem Kongo nach Kasachstan: Große Teile des in Zentralafrika geschürften Coltans werden an die Atomfabrik Ulba Metallurgical Plant geliefert. H.C. STARCK hat in der Vergangenheit bei der Entsorgung von Giftstoffen eng mit der kasachischen Atomindustrie kooperiert. Ob STARCK auch über den Umweg nach Kasachstan Coltan bezieht, wollte die Firma auf Anfrage nicht beantworten.

Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen BAYER-Gefahren: “H.C. STARCK trägt Mitverantwortung für die grauenhaften Kämpfe in Zentralafrika, denen bereits Hunderttausende zum Opfer fielen. Wir fordern die Firma auf, den Tantalimport aus dem Kongo umgehend einzustellen und alle Partner vor Ort offenzulegen.”

Nach Angaben der UNO führt der zwangsweise Einsatz von Landarbeitern in der Rohstoffproduktion zu einem Rückgang der Produktion von Nahrungsmitteln im Kongo. Unterernährung sowie die anhaltenden Kämpfe bedingen eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt - in den letzten fünf Jahren sollen zwei bis drei Millionen Menschen ums Leben gekommen sein.