Schloss-Gate:

Krach bei der Kieler SPD

Irgendwie hat König Norbert den Zenit seiner Beliebtheit überschritten. Abzulesen war das jüngst unter anderem an den zahlreichen Buhrufen, die erklangen, als der Kundgebungsredner ihn am 6. Dezember auf der DGB-Demo begrüßte. Auch in den Reihen der SPD rumort es, und einer mag kein Blatt mehr vor den Mund nehmen: Ulrich Erdmann, seines Zeichens Ratsherr für die Sozialdemokraten, griff kürzlich in der SPD-Stadtteilzeitung für Kiel-Süd Rund um den Kreienbarg den OB scharf an. Dieser habe den Rat Ende Februar 2002 auch dann noch zur Zustimmung zum Seniorenheim im Kieler Schloss gedrängt, als „die dubiose Doppelrolle von Dr. Karl Pröhl, insgeheim gleichzeitig für den Verkäufer Land und den Interessenten B&B-Gruppe am Verhandlungstisch, schon in der Presse stand.“ Des Weiteren schreibt Erdmann von „zwielichtigen Verquickungen und vorzeitigem Wissen von Verwaltung und (einigen) Ratsleuten“. Insbesondere habe sich ein von ihm nicht genanntes Ratsmitglied nach seiner Darstellung dadurch hervorgetan, dass es mit einem Vertreter B&B-Gruppe im Beisein des Stadtbaurats Klein-Knott (ein Gansel-Intimus) verabredete, gegen eine SPD-Ratsfrau, die zu laut nachgefragt hatte, eine Unterlassungsklage anzustrengen. Nach Ansicht der KN hat Erdmann den OB-Kandidaten und Liebling hiesiger Gewerkschaftsfürsten Jürgen Fenske gemeint.

In diese Vorgänge sollte ein Sonderausschuss der Ratsversammlung Licht bringen, aus dem sich wie berichtet CDU und SUK inzwischen aufgrund Gansels „Obstruktion“ zurückgezogen haben. Auch Erdmann schreibt von „Tricksen und Verschleppen“ und dem „Unterlaufen von Akteneinsicht“. „Die Anfang Juli (vom Sonderausschuss) beschlossenen Fragen beantwortete er (Gansel) weder in der August-Sitzung, noch hatte er sie an die weiteren Adressaten in der Stadtverwaltung weitergegeben.“

So viel Klartext rief indes Erdmanns Fraktionskollegen Cai-Uwe Lindner auf den Plan, der öffentlichkeitswirksam den Parteiausschluss beantragte. Irgendjemand muss ihm dann aber gesteckt haben, dass ein Ausschlussverfahren im anlaufenden Kommunalwahlkampf zu viel Staub aufwirbeln könnte, weshalb die Forderung schnell wieder in der Versenkung verschwand. Ob sich der Streit aber in den nächsten Monaten deckeln lässt, bleibt abzuwarten.

(wop)