Antikriegs-Aktionen:

Rückblicke auf den August

Am 6. und 9. August jährte sich der Jahrestag der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. US-Bomber warfen 1945 auf Hiroshima etwa 50 kg Uran und auf Nagasaki etwa 6 kg Plutonium ab. Viele Menschen wurden auf äußerst grausame Weise getötet oder verletzt. In den ersten 14 Tagen kamen mehr als 100.000 Menschen ums Leben. Bis zum Ende des Jahres 1945 starben in Hiroshima mehr als 130.000 und in Nagasaki mehr als 60.000 Menschen an der "Atombombenkrankheit" (Ermattung, Übelkeit, Fieber, Durchfall, Blutungen, Haarausfall und Mangel an weißen Blutkörperchen), das heißt an radioaktiver Verstrahlung. Der atomare Tod hält mit Leukämie und anderen Krebsarten bis heute an. Es gibt noch heute 400.000 Hibakusha (Nuklearopfer), die an den Folgeschäden leiden.

DFG und SDAJ hatten daher an den beiden Jahrestagen einen Infostand in der Holstenstraße organisiert und ein großes Transparent mit der Aufschrift: “Hiroschima und Nagasaki mahnen: Waffeninspekteure in die USA!” aufgehängt. Auch Bilder erinnerten an die Leiden der Nuklearopfer, und es blieben doch einige davor stehen. Am 9. August kam gleich zu Beginn ein Ägypter auf unseren Tisch zu und bedankte sich mit den Worten: “Danke für den Spruch. Endlich spricht mal einer aus, was ich mir schon lange wünsche.”

Wir waren nicht die einzigen: auch Greenpeace zog mit Handwagen durch die Innenstadt und rief zum “persönlichen Atomausstieg” auf.
Es soll aber nicht vergessen werden, dass auch in Deutschland noch jede Menge Atomwaffen lagern, wie zum Beispiel in Büchel in der Eifel. Und unsere Bundesregierung duldet sie!

In Lütjenburg fand am 14. August ein Öffentliches Gelöbnis statt. Das war dort nach vielen Jahren Pause das zweite. Bis zuletzt war uns der Beginn der Vereidigung unklar. Ich hatte mich auf 14.00 Uhr eingestellt. Als ich ankam, erfuhr ich die Uhrzeit: 18.00 Uhr. So hatte ich Zeit, mich umzusehen. Zwei Panzer fuhren auf den kleinen Marktplatz. Kinder durften auf den Panzer klettern und hineinschauen. Einwohner saßen auf den Bänken und beobachteten den Aufbau der Bühne, der Stühle. Gewehre wurden in der Mitte dekorativ aufgestellt.

Dann erfuhr ich von einem Feldgottesdienst. Da musste ich hin. Und da saßen sie, die Soldaten, mit ihren Müttern, ihren Freundinnen. Auch Soldatinnen saßen dazwischen. Gelangweilt hockten die Uniformierten auf dem Gras und hörten dem Militärpfarrer zu. Er begann seine Predigt mit den Worten: “Heute erzähle ich euch etwas über Vögel.” Da alle vögeln verstanden, erheiterten sich die Gesichter. “Ich habe zu Hause zwei Vögel im Käfig. Einmal öffnete ich die Käfigtür und erlebte, wie die Vögel zwei Wochen brauchten, um sich aus dem Käfig herauszutrauen. So geht es uns Menschen auch hin und wieder. Wir wagen neue Wege nicht, sind skeptisch. Wenn wir sie aber beschreiten, merken wir, dass es gar nicht so schlimm war. Wenn ihr nachher euer Gelöbnis sprecht, dann seid euch dessen bewusst, dass ihr gelobt, stets für die Freiheit und für die Menschenwürde zu kämpfen, die im Grundgesetz verankert sind. Und wenn es sein muss auch im Ausland. Wagt die neuen Wege. Amen.”

Die Nordelbische Kirche arbeitet derzeit ihr Versagen während des Faschismus auf. Ich bin davon überzeugt, dass sie daraus nichts gelernt hat und der heutigen Zeit wieder weit hinterher hinkt.

Als es endlich 18.00 Uhr war, trafen die ca. 200 Uniformierten auf dem Marktplatz ein. Wir auch. Einer war schon da und protestierte lautstark. Unsere Gruppe hüllte sich im Abseits in Transparente ein und wurde gleich von Feldjägern umzingelt, bis sie von der überraschten Polizei abgelöst wurden. Da unsere Gegenrede nicht zustande kam, nur ein paar Sprüche gerufen wurden, wollte ich wenigstens Flugblätter verteilen. Dabei kann man immer ganz gut die Anzahl von kritischen und nichtkritischen Zuschauern untersuchen. Kritische gab es dort kaum. Stattdessen waren die Glotzerinnen und Glotzer von weit angereist und genervt, die Älteren sogar wütend und kurz davor auszurasten. Eine alte Oma (!) schlug mit ihrem nassen Regenschirm herum. Dass aber der Ruhestörer Dr. K. nun auch noch herumlief und Flugblätter verteilte, war der Polizei zuviel, sodass sie sich entschloss, die Personalien des potentiellen Rädelsführers festzustellen. In der aus etwa 15 Leuten bestehenden eingehüllten Gruppe bekamen einige plötzlich ein schreckliches Unwohlsein, sodass sie beschlossen abzuziehen. Damit war unser Auftritt also schon nach 10 Minuten von uns aus beendet.

Gegenwärtig beschäftigt sich das Antikriegsbündnis mit dem Einsatz der EU-Armee im Kongo, nachdem wir die Verteidigungspolitischen Richtlinien besprochen hatten. Für beide Themen fehlt aber noch die Artikulation nach außen, an einem Flugblatt zum Kongo wird gerade gearbeitet.
Wir treffen uns jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat um 19.00 Uhr in der Pumpe. Ihr seid herzlich eingeladen.
(D.G.)