Im Schatten der Zelte
In Grenzcamps belagert die autonome und antirassistische Bewegung im Sommer jeweils an einem exemplarischen Ort die inneren und äußeren Grenzen, mit denen Deutschland und die Deutschen ihre Privilegien abschirmen.
Das ordnungswidrige Camp “Land in Sicht” in Hamburg 2002 hatte sich, in der Tradition der vorherigen Grenzcamps, das Ziel gesetzt mit gezielten Interventionen Bewegung in politische Diskussionen zu bringen. Insbesondere sollte die Politik des Rechtspopulismus, in Hamburg repräsentiert durch die Person von Ronald Schill, angegriffen werden. Dieses Ansinnen glückte nicht, Schill konnte nicht durch das Camp und nicht durch die Bambule-Bewegung gekippt werden, sondern wurde letztlich vom Hamburger Senat abgesetzt.
“Im Schatten der Zelte” dokumentiert nicht nur, was sich dennoch auf
dem Camp ereignete. Der Film macht zugleich die Praxen der AktivistInnen
im besten Sinne fragwürdig und ist als Diskussionsbeitrag zu verstehen.
Er stellt die Frage nach den Schwierigkeiten, die mit dem Camp als politische
Interventionsform und als Experimentierfeld der eigenen Vergesellschaftung
verbunden sind. Kann eine so flüchtige und zufällig zusammengesetzte
Struktur wie ein Grenzcamp zu eigenen Entscheidungen kommen? Kann daraus
eine gemeinsame politische Kraft entstehen? Wie können Konflikte produktiv
ausgetragen und genutzt werden?