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Der neue Kundenservice der Post

Überall wird an Personaleinsparung gearbeitet. Die Bahn zwingt ihre Kunden bewusst mit langen Warteschlangen an die Automaten. Die Idee von Kundenvergraulung will die Post nun übernehmen.

Auf dem Berliner Ostbahnhof hat die Deutsche Post wie überall die Briefkästen abgebaut. Nur einen Schalter gibt es noch, der tagsüber geöffnet hat. Nun wollte ich dort auf einer Durchreise spät abends nur schnell einen frankierten Brief einwerfen. Der Schalter hatte schon geschlossen, aber einen Briefkasten gibt es auch in seiner Nähe nicht. Was machen? Ein freundlicher Bahnbeamter gab mir den hilfreichen Tip: Schieben Sie den Brief am besten einfach unter der Tür des Schalters durch. Dann finden die Angestellten am Morgen Ihren Brief auf jeden Fall!

Ob es in Kiel auch so kreative Menschen gibt? Ja, es gibt sie. Bei der Hauptpost.

Lange Warteschlangen machen die Kunden mürbe. Also richtet man nicht etwa einen Expressschalter für schnelle Kunden ein, die nur Briefmarken brauchen, sondern man schafft einfach den Briefmarkenverkauf ab. Wer braucht denn im Internet- und Handy-Zeitalter noch Briefmarken?

Irgendein einfallsreicher Mensch der Deutschen Post hat in fünf (?) großen Filialen im Bundesgebiet seit etwa zwei Monaten den Briefmarkenverkauf am Schalter eingestellt. Eine Testfiliale davon ist nun in Kiel. Passend soll der Kunde dort am Automaten die Briefmarken erwerben. Wer aber kein passendes Geld hat und auch nicht weiß, wieviele Marken draufgehören, stellt sich also in der Warteschlange an, fragt die Angestellten nach dem Preis, wechselt das Geld und holt sich dann die entsprechenden Marken am Automaten. Wer noch eine Nachfrage hat, stellt sich am besten noch einmal an. Wenn die Testzeit vorbei ist und kein massiver Protest zu verzeichnen war, wird dieses geniale System bundesweit flächendeckend eingeführt und mit Sicherheit weiteres lästiges Personal abgebaut.

Liebe Leute, bitte protestiert dagegen. Wenn Ihr selbst kaum Post (außer der Weihnachtspakete) verschickt, so solidarisiert euch bitte mit den Angestellten, dass nicht noch mehr Menschen die Arbeit verlieren. Es gibt im Eingangsbereich der Hauptpost ein kostenloses Servicetelefon. Es würde schon reichen, wenn ihr auf dem Heimweg kurz an der Hauptpost vorbeigeht und einmal durchtelefoniert und eure Empörung loswerdet. Das beansprucht ganze zwei Minuten und lässt sich problemlos wiederholen.

Wer mehr machen möchte, schreibt einen energischen Brief mit der Bitte um schriftliche Stellungnahme an “Deutsche Post AG, Vertriebsdirektion Hamburg, z.H. dem Leiter, Überseering 30, 22297 Hamburg”. Lassen wir uns nicht alles gefallen!
(Daniela Grant)