Privatisierung aufgeschoben
Die Privatisierung des Städtischen Krankenhauses ist vom Tisch. Vorerst. Die Umgründung in eine GmbH, die zunächst in städtischen Besitz verbleibt, wird allerdings weiter verfolgt, womit zugleich ein Hintertürchen für einen späteren Verkauf geöffnet wird. Diese Linie schälte sich Ende des Monats auf einer Sitzung des Gesundheistausschusses heraus und muss demnächst noch von der Ratsversammlung abgesegnet werden. Nachdem Medienberichte über Interessenten am Krankenhaus sowie das forsche Vorgehen der neuen Oberbürgermeisterin Personalrat und Gewerkschaft endlich aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt hatten, gab es Anfang September eine Betriebsversammlung. Zuvor hatten Krankenhausbeschäftigte schon den Gesundheitsausschuss besucht, um dort klar zu machen, dass sie von Privatisierung gar nichts halten. Entsprechend kämpferisch war die Stimmung auf der Versammlung, zu der auch OB Volquartz eingeladen worden war, um ihre Position darzustellen.
Sollte sie allerdings auf ein leichtes Spiel gehofft haben, hatte sie
sich gründlich verrechnet. Ihre naive Hausmütterchen-Tour kam
bei der Belegschaft überhaupt nicht an, und auch die Tatsache, dass
sie sich ihre Antworten vom Sozialdezernenten auf Zettelchen zuschieben
lassen musste, wurde allenthalben vermerkt.
Bei Volquartz' Partei, der CDU, heißt es nun, das weitere Vorgehen
werde davon abhängen, ob das Krankenhaus in zwei Jahren schwarze Zahlen
schreibt. Beigetragen hat zum vorläufigen Rückzug der Privatisierungsfreunde
auch, dass ver.di und Personalrat angefangen haben, ziemlich laut über
einen Bürgerentscheid nachzudenken. Mit ähnlichen kommunalen
Plebisziten sind in den letzten zwei Jahren in der ganzen Republik schon
eine Reihe von Privatisierungsvorhaben verhindert worden. Zuletzt betraf
es in Elmshorn die dortigen Stadtwerke und in Farnkfurt am Main die U-Bahn.
In Nordfriesland war bereits vor zwei Jahren der Verkauf des Kreiskrankenhauses
auf diese Weise verhindert worden.
Für die Beschäftigten des Städtischen Krankenhauses wird es nun darum gehen, wie der Überleitungsvertrag aussieht. Stadt und Krankenhausleitung streben offenbar an, mit der Umgründung das Krankenhaus aus dem Bundesangestelltentarifvertrag herauszunehmen, um so bei den Gehältern einsparen zu können.
(wop)