Nach einer ersten Kundgebung Ende August gingen am 20.09. erneut 5-600 Menschen auf die Straße, um für den Erhalt der Alten Meierei zu demonstrieren. Dieses alternative Kultur- und Wohnprojekt ist akut bedroht seit die Stadt Kiel die Beschwerden einiger Anwohner über Lärmbelästigung zum Anlass genommen hat den Meierei-Bewohnern mit der Kündigung des Nutzungsvertrages zu drohen. Diese Vereinbarung besteht seit 20 Jahren: Damals ließ die Stadt besetzte Häuser auf dem Gelände des heutigen Einkaufszenrums Sophienhof räumen. Den Besetzern wurden einige Ausweichprojekte zur Verfügung gestellt, von denen heute nur noch die Meierei übrig geblieben ist.

Letzter mir bekannter Stand der Dinge war der Vorschlag des Ortsbeirates Hassee-Viehburg einen Runden Tisch einzurichten, um tatsächliche oder vermeintliche Probleme mit Vertretern der Stadt, Anwohnern und Bewohnern der Alten Meierei zu diskutieren. Letztere machten auf der Demo deutlich, dass sie solchen Gesprächsrunden skeptisch gegenüberstehen, sich aber dennoch zur Teilnahme entschlossen hatten. Da die Anwohner aber an dem vereinbarten Termin (angeblich) keine Zeit hatten, wurde dieser Vorschlag bisher nicht umgesetzt.

Im Aufruf zur Demo machten die Bewohner der Meierei klar, dass sie für den Erhalt der Meierei in der jetzigen Form kämpfen werden. Völlig zu recht machen sie darauf aufmerksam, dass die Forderungen der Stadt, die Veranstaltungen in legale Bahnen zu lenken (ordnungsrechtliche Genehmigungen, Schanklizenz etc.) einem Zwang zur Kommerzialisierung gleich käme. Das würde den eigentlichen Kern des Meierei-Projekts – einen selbstbestimmten Raum frei von Kommerz und staatlicher Kontrolle zu schaffen – zerstören.

Solche Räume werden nicht nur in Kiel, sondern bundesweit bedroht, so z.B. die Alternative in Lübeck oder Bambule in Hamburg. Der Druck auf solche Projekte muss im Zusammenhang mit dem Bestreben der herrschenden Politik und Wirtschaftsordnung gesehen werden, sämtliche gesellschaftlichen Bereiche den Konkurrenz- und Profit-Prinzipien des Kapitalismus unterzuordnen. “Menschen, die nicht mit dem Strom schwimmen können oder wollen, bleiben auf der Strecke.” (Demo-Aufruf) Dagegen sollten wir uns gemeinsam wehren. Solidarität mit der Alten Meierei!  (cg)