85.Jahrestag Novemberrevolution von 1918 und "Kieler Matrosenaufstand"

Zum Ende des 1. Weltkrieges im Oktober 1918 wurde auch den Matrosen der Kriegsmarine Deutschlands die Sinnlosigkeit ihres Kampfes klar. Am 30. Oktober brach der offene Widerstand der Matrosen gegen den weitere Fortführung des Krieges aus - sie verweigerten den Auslaufbefehl und versperrten anderen Schiffen die Ausfahrt aus dem Kieler Hafen. Etwa 1000 meuternde Matrosen wurden verhaftet und in das Marinegefängnis in Kiel gebracht. Die Marineinfanterie weigerte sich gegen die meuternden Matrosen vorzugehen.

Am 2. November erklärten sich die Werftarbeiter in Kiel bereit, den Aufstand der Matrosen zu unterstützen und führten 3. November 1918 eine Massenkundgebung durch, auf der die Freilassung der inhaftierten Matrosen gefordert wurde. In der Kieler Innenstadt wurde die dabei durchgeführte Demonstration angegriffen, es wurden acht meuternde Soldaten erschossen und 29 verletzt. Daraufhin kam es am 4. November zu einem bewaffneten Aufstand, in dessen Folge ein Arbeiter- und ein Soldatenrat gebildet wurde, der zum Generalstreik aufriefen. Dies sollte durch die Herrschenden mit weiteren nach Kiel entsandten Truppen verhindert werden - doch diese verbündeten sich mit den Aufständischen. Am selben Tag wurden alle militärischen und öffentlichen Gebäude durch die Aufständischen besetzt. Die Befreiung der inhaftierten Matrosen war gelungen.

Die revolutionäre Bewegung breitete sich schnell über große Teile des Deutschen Reiches aus. Das Bild war meist das gleiche: den Soldaten aus Kiel schlossen sich weitere Arbeiter und Soldaten an, öffentliche Gebäude wurden besetzt, Gefangene befreit und Räte gewählt, denen die Exekutivgewalt übertragen wurde. Der 1. Weltkrieg endete wenige Tage später, die Monarchie wurde abgeschafft.

Die sozialistische Räterepublik aber konnte gegen die Konterevolution nicht bestehen - die Räte wurden zerschlagen und entmachtet.Trotzdem haben die Aufständischen aus der Marine und den Rüstungsbetrieben in Kiel - für kurze Zeit - eine verhängnisvolle weitere militärische Entwicklung gestoppt und den Willen zur Beseitigung des Militarismus deutlich gemacht. Die grundlegende Veränderung der bestehenden politischen und ökonomischen Verhältnisse ist ihnen gegen die Konterrevolution letztlich nicht gelungen.

Um diesen wichtigen Teil deutscher Geschichte ins Bewusstsein zu rücken, um die Opfer der Revolution zu ehren, deren politische und soziale Forderungen bis heute Gültigkeit haben, wollen wir gemeinsam aktiv werden. Unsere Aktivitäten zum Gedenken an die Opfer der Revolution von 1918  verbinden wir mit der Entwicklung unseres Widerstandes gegen die Militarisierung unserer Gesellschaft. Deutsche Soldaten sind wieder in alle Welt geschickt - zur Beteiligung an den Kriegen gegen Jugoslawien und in Afghanistan, deutsche Truppen sind stationiert am Horn von Afrika und im Mittelmeerraum. Wir gedenken Opfer der Revolution von 1918 und tragen ihre Forderungen nach einem selbstbestimmten Leben ohne Ausbeutung, Krieg und Militarismus weiter.

Sonnabend, den 15. November 2003 um 11 Uhr "Historischer Stadtrundgangs zur Novemberrevolution 1918".

Wir treffen uns in Kiel am Alten Markt. Nach kurzer Auftaktkundgebung gehen wir zum Denkmal "Feuer aus den Kesseln" im Ratsdienergarten am Kleinen Kiel. Von dort zum Fähranleger am Schlossgarten/Oslokai mit Blick auf die HDW, zur Feldstraße mit der Tafel zur Novemberrevolution und zur Legienstraße - Gewerkschaftshaus, wo sich 1918 die Arbeiter- und Soldatenräte trafen. An den einzelnen Punkten wird über den geschichtlichen Hintergrund der Orte mit aktuellem Bezug informiert. Im Anschluss besteht die Möglichkeit eines Gesprächs zum Thema im Legienhof.

Sonntag, den 16.11.2003, 11 Uhr: Treffen vor dem Eichhoffriedhof, Eichhofstr., zum gemeinsamen Besuch des Gräberfeldes der Opfer der Novemberrevolution 1918. Hier erfolgt ein gemeinsames Gedenken und Ehren der Opfer.

Eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zur Novemberrevolution soll im Dezember folgen.
Arbeitskreis 85. Jahrestag Novemberrevolution 1918

(Bisherige) Unterstützer: Avanti - Projekt undogmatische Linke, Motorradclub Kuhle Wampe, Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend - Kiel, Deutsche Kommunistische Partei - Kiel, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Kiel, Rote Hilfe - Kiel, Dietrich Lohse - Kiel