Bündnis für ein “Gentechnikfreies Schleswig-Holstein”

Die unmittelbar drohende Einführung der Gentechnik in die Landwirtschaft hat unwiderrufliche Auswirkungen auf unsere Nahrung. Sämtliche Lebensmittel werden nach den zur Entscheidung/Umsetzung anstehenden Gesetzen bis zu 0,9 % Gentechnik ohne Kennzeichnung enthalten dürfen. Wir werden es essen müssen ohne uns wehren zu können. Mit Deklaration dürfen die Lebensmittel zu 100 % aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bestehen.

Allein für die Untersuchungen in der Nahrungskette, ob diese Grenzwerte eingehalten werden, wird ein großer Kontrollapparat nötig sein. Die Verursacher, die Gentechnik vertreibende und verarbeitende Industrie, ist nicht bereit die Kosten hierfür zu übernehmen. Die finanzielle Belastung wird auf den leeren Kassen der Länderhaushalte hängen bleiben oder auf die Lebensmittelpreise umgelegt werden. Nur die Hersteller, die offen zur Verwendung von Gentechnik stehen, werden sich diese Kosten sparen können und über den Preis in den Markt drängen. So schafft man “Akzeptanz” für die Gentechnik.

Die Nahrungskette beginnt mit dem Saatgut, hier sollen geringere Verunreinigungen, max. 0,7% je nach Sorte, erlaubt werden. Jedoch handelt es sich hierbei auch um eine Freisetzung in die Natur, die nicht rückholbar ist, falls schädliche Nebenwirkungen entdeckt werden. Am Beispiel des Raps: Raps ist in Schleswig-Holstein mit ca. 20% Flächenanteil eine bedeutende Ackerpflanze. Er wird über Bienen befruchtet, die die Pollen kilometerweit tragen, ebenso wie der Wind. Ein einziges GVO-Feld könnte so in weitem Umkreis konventionelle und ökologische Felder verunreinigen. Die über Jahre keimfähig bleibenden Samen würden in nachfolgenden Jahren auf gleicher Fläche angebaute Kulturen verunreinigen und somit zum Eintrag von GVO führen. Stellt sich bei der Kontrolle der Ernte heraus, dass sie die Grenzwerte überschreitet, so muss der Bauer mit einem schlechteren Marktpreis für sein Produkt rechnen. Für den entstandenen Schaden ist die Haftungsfrage nicht geklärt. Die Industrie (z.B. BayerCropScience und Monsanto) lehnt die Haftung ab, so werden sich benachbarte Bauern im Gerichtssaal treffen. Der Zeit- und Kostenaufwand hierfür wird noch mehr Kleinbauern ihre Existenz kosten. Das Motto der Grünen Revolution “Wachsen oder Weichen” geht ungebremst weiter. Nur wenige landwirtschaftliche Großbetriebe werden zu den Gewinnern gehören. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht absehbar und die biologische Landwirtschaft wird unmöglich.

Es gibt zur Zeit keine Notwendigkeit für den Einführung der Gentechnik in der Landwirtschaft. Der angebliche ökologische Vorteil für die Umwelt wurde gerade von einer englischen Studie widerlegt. Es gibt keine signifikanten Ertragssteigerungen u.v.a. ist der Hunger auf der Welt ein Problem der Lebensmittelverteilung und damit ein politisches.

Gegenwärtig wird die EU von den USA und Verbündeten vor der WTO verklagt, weil aufgrund der Ablehnung der Bevölkerung seit 1998 ein Zulassungs- und Vermarktungsstop (Moratorium) für GVO gilt. Wird dieses zugunsten der USA und ihrer Unterstützer entschieden, wird sich einmal wieder zeigen, dass nur die Wirtschaftsinteressen zählen und nicht die Umwelt und die Menschenrechte. In dem gerade im September ratifizierten UN-Cartagena-Protokoll wird den Staaten ausdrücklich der vorbeugende Schutz der Umwelt und Menschen vor GVO zugestanden, die USA haben dieses Protokoll selbstverständlich nicht unterzeichnet. Die Klage übt einen enormen Druck auf die z.Zt. anstehenden Entscheidungen in Deutschland und der EU aus. Spiegelbild dieses Konfliktes sind die Stellungnahmen verschiedener Ministerien. Frau Künast als Vertreterin des Umwelt- und Verbraucherschutz-Ministeriums setzt sich für weitgehende Schutzbestimmungen ein. Herr Clement als Wirtschaftsminister  steht den deutschen Gentech-Konzernen sehr nahe und ist ein begeisterter Fürsprecher. Bei den vorherrschenden Machtverhältnissen ist Schlimmstes zu befürchten und daher umso mehr die Mobilisierung der Bürger gefordert.

Mit der Öko-AG von attac-Kiel sammelten wir auf der Holtenauer Straße am 16. Okt. Unterschriften für die Kampagne “Save Our Seeds”. (Hierbei spiegelte sich auch die aus Umfragewerten bekannte Ablehnung der Gentechnik von 70-80% in der Bevölkerung wieder. Für den 31.10. ruft unsere AG zusammen mit dem BUND und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) alle interessierten Verbände und Einzelpersonen zur Gründung eines Bündnisses für ein “Gentechnikfreies Schleswig-Holstein” auf. (bei Interesse  oder 0431/324967)
(Wiebke Freudenberg)