Kernspalte

Mit viel Widerstand rechnet die Polizei nicht beim Castortransport in der zweiten Novemberwoche, bietet aber trotzdem wieder 13.000 Beamte auf. Der Widerstand rührt sich aber schon im Vorfeld. Im Rahmen der "Castorellen Landpartie" enthüllten Robin-Wood-Aktivisten am 20. Oktober in Langendorf ein Baumhaus als Castor-Ausguck in Begleitung einer Fahrraddemo und Musik. Gleich am nächsten Tag karteten die Konkurrenten von Greenpeace nach und besetzten die Verladestation in Breese bei Dannenberg. Scheinbar war es kein größeres Problem, mit einem Hubwagen den Zaun zu überwinden und am Krangebäude ein Transparent zu befestigen, das da sagte: «Erst wenn der letzte Tropfen Grundwasser verstrahlt ist, werdet ihr feststellen, dass Gorleben kein sicheres Endlager ist.» Der vor Ort anwesende BGS hielt sich zurück und schonte seine Kräfte für den 11. November. In einer Presseerklärung ruft Greenpeace zu einem Stopp der Atommülltransporte ins Zwischenlager auf. Die Betreibergesellschaft und die Bahn konnten keinen Zusammenhang zwischen den Transporten und dem Endlager (und damit der Greenpeace-Aktion) erkennen. Die Zwischenlagerung sei doch nur die Einlösung völkerrechtlicher Verpflichtungen, und "sicher" sei sie auch.

Am 25.10. protestierten mehr als 50 Gruppen (u.a. im Landkreis Lüchow-Dannenberg und in Lauterbourg an der französischen Grenze) bundesweit in Zügen der Bahn gegen die Atomwirtschaft. Zu der Aktion hatte die BI Lüchow-Dannenberg aufgerufen. Sprecher Francis Althoff stellte die Beteiligung der Bahn an den Atomgeschäften in den Vordergrund. Sie wickele nicht nur die Atommülllieferungen ab, sondern sei auch mit 20% am AKW Neckarwestheim beteiligt, somit also für die Müllproduktion mitverantwortlich.

Trotz einiger für sie ungünstiger Gerichtsentscheidungen am Amtsgericht Lüneburg hat die Bezirksregierung auch für den diesjährigen Transport erneut eine Einschränkung des Versammlungsverbots im "Transportkorridor" angekündigt. Dieser soll sich vom Bahnhof Lüneburg über die Bahnstrecke nach Dannenberg, beide Straßentransportstrecken über Gusborn und Quickborn/ Langendorf bis nach Gorleben erstrecken, beidseits 50 m, an der Verladestation und am Zwischenlager auch 500 m im Umkreis. Das gilt ab dem 8.11. (Auftaktkundgebung in Dannenberg) bis zum Transportende.

In der Angelegenheit des französischen AKW Cattenom haben Saarland und Rheinland-Pfalz ihre Ablehnung höherer Grenzwerte für die Einleitung von Tritium in die Mosel bekanntgegeben. Bei dieser Gelegenheit forderte der Saarbrücker Umweltminister die französischen Genehmigungsbehörden auch gleich auf, die Einleitung von Kupfer, Zink und Hydrazin (Rostschutzmittel) zu reduzieren.

Das AKW Krümmel ist nach der Reparatur einer Meßleitung seit 15. Oktober wieder am Netz. Auch der zweite Reaktor in Temelin konnte nach einer dreiwöchigen Reparaturpause wegen Kühlwasserlecks in Meßrohren wieder angefahren werden. Wegen der guten Erfahrungen mit den zahllosen Pannen in Temelin sieht der Prager Industrieminister Milan Urban sich nun ermuntert, Pläne für einen gewaltigen Ausbau der Atomenergie in Tschechien auszubreiten. Danach sollen in Temelin, Dukovany und Nordmähren insgesamt vier weitere Reaktorblöcke in den nächsten 20 Jahren entstehen. Mit Spannung wird von deutscher und französischer Seite bestimmt beobachtet, wer die Technik für diese Industrieruinen liefern soll. (BG)