Castortransport:

Kraftvoller Auftakt in Dannenberg

Am 8. November trafen sich zur Auftaktdemo fast 6000 AtomkraftgegnerInnen in Dannenberg, doppelt so viele wie von den Veranstaltern erwartet. Zu den urgewaltigen Rhythmen der französischen Trommlergruppe Doukkali zogen sie nach Splietau, wo diesmal aus gutem Grund nicht die BI Lüchow-Dannenberg, sondern der Republikanische Anwaltsverein eine Kundgebung angemeldet hatte. Thema sollte das generelle Demonstrationsverbot sein, das im Speziellen die von der Bürgerinitiative angemeldeten Veranstaltungen betraf, so auch diese Kundgebung. Ausführlich wiesen Redner u.a. der Humanistischen Union auf die Aushebelung von Grundrechten z.B. durch den sog. IMSI-Catcher hin (ein Abhörsystem für den kompletten Handy-Funkverkehr in einer Region).

Die Globalisierung des Anti-Atom-Widerstands dokumentierte sich in Gästen aus 19 Ländern, am weitesten gereist waren - auf Einladung der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg - Nina Brown, Koordinatorin des Irati Wanti Campaign Office, Südaustralien und Karina Lester von den Aborigines aus der Region Billa Kalina, wo die australische Regierung ein Fasslager für schwachradioaktiven Müll baut, eine weitere Bedrohung neben den offenen Uranabbaustätten. Von ihrem Kampf berichteten sie nicht nur in Splietau, sondern auch im kulturellen Rahmenprogramm, der "Castorellen Landpartie", die aus zahlreichen Veranstaltungen in der Region von Lüneburg über Lüchow und Metzingen bis Dannenberg zusammengesetzt war. Erwähnenswert u.a. die Filmvorführung "Heinrich der Säger" von Klaus

Gietinger mit  Rolf Becker, Musikveranstaltungen mit "Readymade" und "Doukkali", Sambagruppen und der auch von der Kieler Woche bekannten Schrotttrommlerband L.S.T., Infoveranstaltungen über das geplante "Bombodrom" der Bundeswehr bei Wittstock und den obligatorischen Zivilen Ungehorsam. Eine besondere Auseinandersetzung drohte im Splietauer Jugendcamp, von wo aus ein kollektives Fernbleiben vom Unterricht während des Castortransport organisiert wurde. Die Schulbehörde kündigte an, die betreffenden Schüler, von denen 354 durch ihre Unterschrift auf dem Aufruf leicht zu identifizieren waren, notfalls mit Polizeigewalt in die Schule zu schaffen. Im Internet ließ sich über eine Web-Cam das Geschehen am Verladekran life verfolgen. Wie groß der praktische Erfolg der Aktionen bei der Behinderung des Castortransport war, liess sich bei Redaktionsschluss noch nicht absehen.

Unklar war auch noch die Bedeutung einer Konstruktion aus einem ans öffentliche Wassernetz angeschlossenen Rohr, das eigentlich aufgrund einer Verwechslung durch einen übereifrigen Förster am 7. September bei Tangsehl entdeckt wurde und im Bahndamm endete. Wenn das Absperrventil geöffnet gewesen wäre, so die Bezirksregierung, wäre der Bahndamm "innerhalb kürzester Zeit unterspült ... und für den Bahnverkehr unbrauchbar gewesen". Trotzdem wurde diese "Kleinigkeit" bis wenige Tage vor dem Castortransport geheimgehalten, als sie gerade recht war, um u.a. ein Demoverbot entlang der Transportstrecke zu begründen.     (BG)