Gewerkschaftsticker

Nachdem in anderen Bundesländern schon zuvor die Arbeit zeitweise niedergelegt worden war, haben zwischenzeitlich auch die Redakteurinnen und Redakteure der Kieler Nachrichten mit Warnstreiks begonnen. Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke sagte in Berlin, es handle sich um "die stärkste Streikbewegung seit 1990". Für die nächste Verhandlungsrunde zwischen ver.di und dem Bund Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), erwartet Werneke "endlich entscheidende Verhandlungsfortschritte". ver.di wehre sich gegen die Forderungen der Arbeitgeber nach drastischen Einschnitten in die Arbeits- und Einkommensbedingungen der Redakteurinnen und Redakteure. Die Sicherung der Arbeitsplätze und die Verhinderung eines Stellenabbaus spielen eine zentrale Rolle. Würden die Pläne der Arbeitgeber umgesetzt, wäre der Wegfall von fast zehn Stellen in der Redaktion der KN mit großer Wahrscheinlichkeit vorprogrammiert. Dabei arbeiten viele Redakteurinnen und Redakteure schon heute am Limit. Der BDZV wolle die tarifliche Wochenarbeitszeit um 3,5 Stunden auf 40 verlängern, den Urlaubsanspruch kürzen und das Urlaubsgeld um etwa ein Drittel eines Monatsgehalts verringern.

Und wieder gibt es über einen Insolvenzantrag zu berichten: Diesmal hat es das Kieler Logistikunternehmen Cellpap erwischt. Rund 100 Arbeitsplätze sind bei dem Unternehmen in akuter Gefahr. Die Insolvenz des Unternehmens bringt nach Meinung von ver.di aber auch die gesamte Kieler Hafenwirtschaft in Gefahr. Ver.di favorisiert eine Übernahme von Cellpap durch die Seehafen Kiel GmbH, damit so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten bleiben und die Perspektiven für den Kieler Hafen nicht auf das Spiel gesetzt werden.

Die "Gruppe Sozialistischer Gewerkschafter" (gsg) hat eine Solidaritätserklärung "an die Streikenden Studierenden" verfasst. Aus dem Text: "Mit Euren landesweiten Streiks riskiert ihr Einiges. Aber Ihr tut dies in dem Wissen, dass die politischen Verantwortlichen sich ohne radikalere Kampfmassnahmen kaum beeindrucken lassen. Als Gewerkschafter gebt Ihr uns Beispiel, dass auch der politische Streik wieder zum Arsenal der gewerkschaftlichen Kampfinstrumente gehören sollte! (…) Der Staat und Kommunen haben sich im Ergebnis der neoliberalen Umverteilungspolitik heillos überschuldet und scheinen in den Kernbereichen der öffentlichen Daseinsfürsorge kaum noch handlungsfähig zu sein. Deutlich wird dies auch im Bildungsbereich. Zu wenig Erzieher, Lehrer, Professoren und Lehrmittel. Die Knete fehlt einfach. Bildung ist ein hohes Gut, aber nicht mehr in der Krise. Bildung für alle, das wird immer mehr zur Makulatur. (…) In der Gesellschaft regt sich Widerstand und das ist auch gut so! Aber das Kernproblem ist, dass oft jeder Bereich für sich alleine kämpft."

Familienfreundliche Betriebe sind nach wie vor die Ausnahme. Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige Betriebsrätebefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Nur 8,3 Prozent der Betriebe haben eine Betriebsvereinbarung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit Vereinbarungen zur Chancengleichheit können sogar nur 4,4 Prozent der Betriebe aufwarten. Arbeitgeberpräsident Hundt trägt wohl eine rosa Brille, wenn er behauptet, der bisher eingeschlagene Weg der Freiwilligkeit sei richtig", erklärte die Direktorin Prof. Dr. Heide Pfarr mit Blick auf den vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft vorgestellten "Monitor Familienfreundlichkeit". "Im Gegenteil, diese Daten zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Betriebe gleichstellungs- und familienpolitisch eher der Wüste Gobi als dem Garten Eden gleichen. Das Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft gehört daher wieder auf die Tagesordnung."

(mk)