Riesentomate auf Reisen:

Gentechnik bald in aller Munde?

Der Streit um Gentechnik in der Nahrungskette wird zum Konflikt internationaler Politik. Die USA und Verbündete verklagen z.Zt. die EU vor der Welthandelsorganisation auf Einführung von Gentech-Nahrung und -Saatgut. Was als reiner Handelsstreit erscheint ist Politik gegen die Bevölkerung in Nord und Süd. In der EU sind 70-80% der Bevölkerung gegen Gentechnik-Nahrung, aber die EU fährt die Linie der Zulassung der Gentechnik. Sie beugt sich damit dem Druck o.g. Klage und europäischer Gentechnikkonzerne wie Bayer, BASF und Syngenta. Das bedeutet einmal wieder die Abkehr von der Demokratie und der Vorsorgepflicht für Gesundheit und Umwelt. Wenn sich die Gentechnik durchsetzt, gerät damit unsere Lebensgrundlage der Ernährung in die Hand weniger Transnationaler Konzerne. Wenn Konzerne wie Bayer, BASF, und Monsanto (USA) Marktmacht über Patente auf Nahrung anstreben, dann sollten wir aufmerksam werden. Wer die Ernährung in der Hand hat, hat die Menschen in der Hand. Die genannten Konzerne sind es, die u.a. mit Kampfstoffen (Senfgas, Agent Orange) und Pestiziden Weltmeister im Vernichten von Leben sind. Monsanto ist so eng mit der US-Regierung verknüpft, dass man strategische Ziele unterstellen kann. Wir als europäische VerbraucherInnen und BürgerInnen haben eine Schlüsselstellung in der Weiterverbreitung von Gentechnik in der Welt. Widerstand ist angesagt!

Keine Wahlfreiheit für VerbraucherInnen

Durch neue EU-Verordnungen wird die Kennzeichnung von Nahrungsmitteln mit mehr als 0,9% gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe ab 18. April 2004 vorgeschrieben. Hierdurch erhalten VerbraucherInnen aber nur scheinbar die Möglichkeit, sich für oder gegen gentechnisch veränderte Produkte zu entscheiden. Faktisch kann dann jedes Nahrungsmittel gentechnisch veränderte Bestandteile bis zu 0,9 % enthalten und eine Wahlfreiheit besteht nicht mehr. Tierische Produkte werden nicht gekennzeichnet, obwohl gerade in der Tierfütterung schon jetzt sehr viel Gensoja eingesetzt wird.

Keine Wahlfreiheit für die Landwirtschaft

Die unkontrollierbare Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen macht ein unbeeinflusstes Nebeneinander (Koexistenz) von konventioneller und Öko-Landwirtschaft ohne Gentechnik und Landwirtschaft mit Gentechnik unmöglich. Der ökologische Landbau wird für seine Produkte die Freiheit von Gentechnik nicht mehr garantieren können. Die geplante EU-Saatgutrichtlinie, nach der herkömmliches Saatgut ohne Kennzeichnung bis zu 0,7 Prozent gentechnisch verändertes Saatgut enthalten darf, verhindert ebenfalls eine wirkliche Wahlfreiheit der Landwirte (und VerbraucherInnen).

Gesundheitsrisiken

Durch die gentechnischen Veränderungen von Pflanzen werden zusätzliche Inhaltsstoffe produziert und es besteht die Gefahr, dass diese neuartige Allergien und Unverträglichkeiten verursachen. In Fütterungsversuchen zeigten sich z.B. bei Mäusen Gewebeveränderungen im Verdauungstrakt. Mögliche Folgen für Menschen sind unzureichend erforscht. Die VerbraucherInnen werden - ohne ihre Einwilligung - demnächst zu Versuchskaninchen eines langfristigen Gentechniktests.

Umweltrisiken

Gentechnisch veränderte Pflanzen können sich ungehindert ausbreiten und ihre neuen Eigenschaften (zum Beispiel Herbizidresistenz) auf verwandte Wildarten übertragen. In Europa besteht diese Gefahr besonders bei Raps und Zuckerrüben. Dadurch können dann „Superunkräuter“ entstehen. Neben der Gefahr der Resistenzbildung bei Schadorganismen und Unkräutern sind die Nützlinge stark bedroht. Vor allem aber sind einmal in die Umwelt eingebrachte Gene (Erbeigenschaften) bei Feststellung ihrer Schädlichkeit auf keine erdenkliche Art unschädlich zu machen oder wieder in den Griff zu bekommen. Insbesondere die Wirkung auf die Bodenmikrobiologie und damit die Fruchtbarkeit des Bodens ist nicht abschätzbar, da nur ca. 1% dieser Organismen erforscht sind.

Gentechnik fördert den Konzentrationsprozess

Die bisherigen gentechnisch veränderten Pflanzen richten sich nach den Bedürfnissen einer durchrationalisierten Landwirtschaft. Die Existenz und die Marktfähigkeit von lokal angepassten, standortgerechten Landbausystemen ist dadurch noch mehr als bisher bedroht. Zusätzliche Gefahren gehen vom Verlust der Kulturpflanzenvielfalt durch die extreme Gleichförmigkeit des Saatgutes und dem großflächigen Anbau aus.

Monopolisierung der Nahrungsmittelerzeugung

Die Patentierbarkeit von Lebewesen und damit auch Nahrungsmitteln, birgt die Gefahr in sich, dass wenige multinational agierende Konzerne ausschließliche Verfügungsrechte erhalten. Dadurch können sie die gesamte Kette der Nahrungsmittelherstellung von den Genen bis auf den Esstisch kontrollieren und davon profitieren. Die Bauern geraten in die Abhängigkeit der Agro-Konzerne.

Gentechnik und Hunger

Das Versprechen, mit Hilfe der Gentechnik den Hunger in der Welt zu besiegen, entbehrt jeder Grundlage. Die Gentechnikforschung und -entwicklung liegt in der Hand weniger Großkonzerne des Nordens, die die Gentechnik-Pflanzen durch Patente schützen und Lizenzgebühren verlangen. Unter- und Mangelernährung sind kein Mengen-, sondern ein Macht- und Verteilungsproblem. In der Welt werden nicht zu wenig Lebensmittel produziert, sondern es gibt gravierende Ungleichheiten beim Zugang und der Verteilung von Land und Nahrung.
Finanzielle Fehleinschätzung

Die von den Biotechnologiekonzernen angeführte ökonomische †berlegenheit ihrer Sorten durch Ertragssteigerungen und Betriebsmitteleinsparungen bewahrheitete sich nicht (Bsp. Mais und Soja in Nordamerika). Die versprochene Einsparung beim Einsatz chemischer Mittel gegen Insekten und Unkraut kann oft nur kurzfristig erzielt werden. Der Ertragszuwachs wird mehr als kompensiert durch die steigenden Betriebskosten und den Einbruch der Märkte. Die Folgekosten für getrennte Warenwege und die Analysen der Lebensmittel will die Gentechnikindustrie nicht tragen, sie gehen zu Lasten der Bauern, Verarbeiter und der Allgemeinheit.
Was bringt eine Regelung der Haftungsfrage?

Die Industrie weigert sich die Haftung nach dem Verursacherprinzip zu übernehmen und will diese dem Erzeuger aufbürden. Wenn ein Konzern nicht für sein Produkt haften will, das er als unschädlich anpreist, so macht das mißtrauisch. Eine Gefährdung oder Schädigung der menschlichen Gesundheit oder der Umwelt ist überdies niemals mit Geld auszugleichen oder rückgängig zu machen.
Was kann der/die Einzelne tun?
Diese Informationen weitergeben und im Bekanntenkreis diskutieren.

Ab der Kennzeichnungspflicht im April 2004 keine mit Gentechnik gekennzeichneten Produkte kaufen, das Kleingedruckte beachten!
Die biologische Landwirtschaft durch gezielte Nachfrage stärken, denn nur bei dieser sind auch die tierischen Produkte wie Eier, Milch und Fleisch garantiert gentechnikfrei.

Die neu gegründete Bürgerinitiative „Gentechnik-freies S-H“ unterstützen (Treffen am 24. März um 19 Uhr in der Hansastr. 48).

 (WF)