Proteste gegen NPD-Provokation in Gaarden:

Gaarden bleibt nazifrei!

Am 12. Juni bauten Anhänger der faschistischen NPD vor dem Sky-Markt am Karlstal einen Propagandastand auf. Vor der Wut der Gaardener Bevölkerung schützte sie nur ein großes Polizeiaufgebot. Ihre Kundgebungsreden gingen in Pfeif- und Trillerpfeifenkonzerten sowie antifaschistischen Parolenrufen unter, zum Materialverteilen sind sie in nennenswertem Umfang gar nicht gekommen.

Etwa 16 Faschisten aus Kiel, Lübeck und Neumünster wollten ihren mit volksverhetzenden Parolen geführten Europawahlkampf auch in den Stadtteil tragen, in dem mehr als in allen anderen Teilen unserer Stadt Menschen aus den unterschiedlichsten Mutterländern zusammenleben. Sie stellten dabei auch ihre berüchtigten Plakate mit dem Spruch „Gute Heimreise“ auf, der mit dem Bild von hinten aufgenommener „ausländisch“ aussehender Menschen mit Säcken und Tragetaschen illustriert ist.
Eine gezielte Provokation, ergänzt durch den vom Kundgebungsredner Jens Lütke geäußerten Wunsch, auch Gaarden möge wieder ein „deutscher Stadtteil“ werden. Die Provokation war gewollt, aber das Echo hatten sich die Nazis wohl doch anders vorgestellt. Sie waren schon kurze Zeit nach ihrem Auftauchen von BewohnerInnen Gaardens und aus anderen Stadtteilen zur Unterstützung des antifaschistischen Protestes hinzugekommenen Menschen eingekreist. Kurz vor Abbruch der Nazi-Aktion flogen Tomaten und Eier, die Polizei versuchte, einige der des Werfens verdächtigten Personen einzufangen. Dabei wurden Schlagstöcke und Reizgas eingesetzt. Eine Festnahme hatte es schon vorher gegeben, als ein empörter Bürger versucht hatte, eines der beschriebenen Stellschilder zu zerstören. Der Einsatzleiter der Polizei weigerte sich, Anzeigen wegen Volksverhetzung gegen die NPD entgegenzunehmen. Schließlich mussten die Nazis, die einige Zeit ratlos und zunehmend beschmutzt vor ihren bereits zusammengepackten Propagandautensilien herumgestanden hatten, mit Polizeiwagen aus der selbstgewählten Gefahrenzone transportiert werden. Sie brachten ihren Kram in ihr neues Zentrum im Stadtfeldkamp 28.

In Gaarden formierten sich derweil einige Dutzend Menschen zu einer spontanen Demonstration durchs Zentrum des Stadtteils. Vorneweg wurde ein Transparent des Runden Tisches gegen Rassismus und Faschismus getragen: „Für ein friedliches Miteinander der Kulturen – Gegen Terror, Hass und Fremdenfeindlichkeit“. Die Stimmung war jetzt ausgesprochen gut. Dazu gab es guten Grund: Wir haben einen Erfolg des Zusammenhalts, der Solidarität erlebt, der allen Mut gemacht hat. Dafür war die einhellige Ablehnung des NPD-Auftritts durch die Anwohner im Karlstal und in der Elisabethstraße entscheidend. „Gaarden bleibt nazifrei!“ – so lautete eine der Parolen, die während des Umzuges gerufen wurden. Natürlich wohnen auch in Gaarden Nazis. Aber sie mögen sich hüten, organisiert öffentlich in Erscheinung zu treten.

Die Faschisten sind in den vergangenen Wochen an verschiedenen Orten in Kiel aufgetreten. Es ist an der Zeit, dass sich die antifaschistischen Kräfte wieder stärker zusammenschließen. Dazu sollte auch das nächste Treffen des Runden Tisches am 22. Juni (18:30 Uhr im Legienhof) genutzt werden.

(D.L.)