Solidarität mit den Sinti und Roma!

„Maro Temm“ in Gefahr

Die Kieler CDU will das Wohnprojekt der Roma und Sinti in Gaarden verhindern. „Maro Temm“, Unser Land, heißt Projekt, das – leider etwas abgelegen – am Bahndamm in der Nähe der Diedrichstraße entstehen soll. Unmittelbar vor der Verwirklichung, nach zwei Jahren mühevoller Arbeit und Werbung für die Ansiedlung, steht „Maro Temm“ nun vor dem Aus. – Das darf nicht sein!

„Prost Stammtisch! Unsere weltoffene Stadt soll sauber bleiben, und am Bahndamm wohnen die Sinti – aber nicht bei uns im schönen Kiel. Die Kieler CDU torpediert das Projakt `Maro Temm´ in Gaarden kurz vor dem Beginn...“ So beginnt ein Kommentar des KN-Journalisten Boris Geißler vom 12. Juni. In der Tat, irgendwie passend zur zeitgleichen Hetze der Nazis gegen „Fremde“ in Kiel bedient die CDU die Stammtische der deutschen Rechten. Sie macht sich angeblich Sorgen über die „Integrationskapazität Gaardens“. Dass die diskriminierten Menschen Deutsche sind, spielt in diesem Fall auch keine Rolle. Man darf gespannt sein, wie die Kieler Grünen mit der „Krise“ umgehen werden, in die sie ihre Koalition mit der CDU rutschen sehen, falls diese ihre Meinung nicht ändert. Nur: Verlassen darf man sich auf diese Partei sicher nicht.

Welche Überlegungen hinter „Maro Temm“ stehen, dazu sollen hier die Betroffenen selbst zu Wort kommen:

“In den letzten Jahren tritt verschärft das Problem einer unzureichenden Wohnsituation für Sinti auf. Insbesondere die Verteilung der Wohnungen über die verschiedenen Stadtteile und im Geschosswohnungsbau führt zu zahlreichen Konflikten. Die deutschen Sinti und Roma leben in traditionellen Familienverbänden, die sich gegenseitig besuchen und unterstützen. Dies führt in Nachbarschaften mit Nicht-Sintis und Nicht-Romas zu erheblichen Störungen. z. B. durch die häufigen Besuche und Familientreffen und die damit verbundenen Lärmbelästigungen sowohl natürlich die damit verbundene Unruhe im Hausflur. Auch wurde die Initiative ergriffen, um zum Beispiel den Schulbesuch von Kindern zu erleichtern, indem Mütter die Kinder zur Schule begleiten. Hier sind aktive Nachbarschaften gefragt, die sich gegenseitige Unterstützung auch in den kleinen Dingen des Alltags ermöglichen.

Nun wird versucht Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Wohnens von Sinti und Roma in Kiel in "kleinen Nachbarschaften" zu realisieren. Hierbei ist eine Integration in normalen Stadtteilen ausdrücklich gewünscht. Daher sollen die zu schaffenden Nachbarschaften acht bis zwölf Familien (mit je ein bis acht Personen) nicht überschreiten. Um eine Stigmatisierung und Gettobildung zu vermeiden, sollen keine größeren Anlagen entstehen. Das Modell der kleinen Nachbarschaften baut auf den Erfahrungen auf, die in Kieler Stadtteilen gewonnen wurden. Nach übereinstimmenden Aussagen gibt es dort keine Integrationsschwierigkeiten und Nachbarschaftskonflikte, bei Wahrung der Eigenschaften und Identitäten der deutschen Sinti und Roma.

Insgesamt schätzt man den Bedarf allein für Kiel auf 55 Familien. Da in Kiel der Bedarf an Eigenheimen für Minderheiten (Sintis) besonders hoch ist, sollte mit einem ersten Projekt hier angefangen werden. Wenn sich dieses Projekt bewährt, können auch in anderen Städten mit Sintis und Roma Projekte folgen z.B. Lübeck, Heide, Rendsburg, Flensburg, Neumünster u.s.w., wo ebenfalls großer Bedarf besteht.

Bevorzugt werden Doppel- oder Reihenhäuser, keine Hochhäuser oder Geschosswohnungen mit einem allgemeinem Treppenhaus. Die Wohnungen sollten ausreichend groß sein. Vorteilhaft währen Tandemwohnungen. Da die Kinder eigene kleine Haushalte gründen könnten und die Eltern alleine in einer angemessenen kleinen Wohnung weiter leben könnten.”

So weit ein Auszug aus der Internet-Seite „Sinti Roma Jenische“ vom 29.3.2004. Kontakt: manjaweiss@gmx.de. (Es gibt auch eine Homepage „Maro Temm“.)
Bitte informiert Euch über den Fortgang der Auseinandersetzung. Vor allem: Zeigt den Sinti Eure Solidarität, setzt Euch mit dem Landesverband der Sinti und Roma in Verbindung.

(Dietrich Lohse)