Demo für Bleiberecht
Wir dokumentieren einen Demonstrationsaufruf des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein:
Am 7. und 8. Juli findet in Kiel unter schleswigholsteinischem Vorsitz
die Innenministerkonferenz statt. Geplant ist die Sitzung in einem Offiziersheim
an der Tirpitzmole im militärischen Sicherheitsbereich. Schon die
Wahl des Tagungsortes gibt deutlich die Richtung der deutschen und europäischen
Politik an.
Im Rahmen der europäischen Expansionpolitik mit mobilen Einsatztruppen
in Krisengebieten wird auch die Flüchtlingsabwehr militarisiert und
in die Herkunftregionen verlagert. Statt den hier lebenden Flüchtlingen
ein Bleiberecht zu gewähren, werden Soldatenkontingente zu so genannten
humanitären Einsätzen in Herkunftsländer geschickt.
Das bringt weder in Afganistan oder Kosovo noch im Irak oder der DR
Kongo mehr Sicherheit. Die dortigen Konflikte sind nicht durch kurzfristige
Interventionen beizulegen. Die wirtschaftlichen wie politischen Strukturen
sind zerstört. Es benötigt Jahre, Sicherheit und demokratische
Verhältnisse zu schaffen und ein Überleben nachhaltig zu sichern.
Flüchtlinge sollen zurück, während Hilfsorganisationen ihre
MitarbeiterInnen wegen zu großer Gefährdung von dort abziehen.
Die Harmonisierung der Flüchtlingspolitik auf europäischer
Ebene schreitet voran. Seit dem 1. Mai gibt es das „Europa der 25“. Der
Beitritt der zehn neuen Mitgliedsstaaten ging mit der Aufrüstung ihrer
Grenzen einher. Die „Festung Europa“ ist für Flüchtlinge auf
dem Landweg kaum noch zu erreichen. Wer es dennoch schafft wird in sogenannte
sichere Drittstaaten abgeschoben. Als solche gelten alle EU-Nachbarländer,
z. B. Menschenrechts-Problemstaaten wie Russland, die Ukraine und Weißrussland.
Neuerdings gibt es sogar gemeinsame Abschiebungen im EU-Verbund, für
die die EU-Kommission im Januar 30 Mio. Euro bereit gestellt hat.
Die Abschottungspolitk fordert Tote. Zahlreiche Menschen sterben bei
dem immer gefährlicher werdenden Versuch Europa zu erreichen und andere
bei Abschiebungen, die z. T. mit großer Brutalität durchgesetzt
werden.
Deutsches Verwaltungshandeln konzentriert sich dementsprechend auf die Durchsetzung der Ausreise von Flüchtlingen und schreckt auch vor der Abschiebung schwer kranker und traumatisierter Menschen immer seltener zurück. Auf der Innenministerkonferenz soll ein Beschluss erarbeitet werden, der ÄrztInnen zur Kollaboration bei Abschiebungen körperlich und psychisch kranker Flüchtlinge verpflichtet. (...)
Bundesweit haben ca. 226.000 Flüchtlinge eine Duldung. Über die Hälfte dieser Menschen lebt länger als 5 Jahre in Deutschland.
Der Flüchtlingsalltag unterliegt umfangreichen Beschränkungen:
eingeschränkter Zugang zum Arbeitsmarkt, auf die Stadt oder den Landkreis
beschränkte Bewegungsfreiheit durch die Residenzpflicht, eingeschränkte
soziale Leistungen, reduzierte Gesundheitsversorgung, keine Ausbildungsmöglichkeit
für Jugendliche.
Trotz dieser Ausgrenzung haben sich die Menschen im Laufe der Jahre
hier eingerichet und Integrationsleistungen erbracht. Ihre Kinder sind
hier geboren und aufgewachsen und kennen nur Deutschland als Zuhause.
Geduldete sind unabhängig von ihrer Aufenthaltsdauer ständig
von Abschiebung bedroht. Eine Belastung, die die Menschen zermürbt.
Aktuell betrifft dies auch Flüchtlinge aus den Konfliktgebieten
Afghanistan, Kosovo und Irak, da nach offizieller Lesart die Heimat als
befriedet gilt. Die Innenminister Schleswig-Holsteins und von Rheinland-Pfalz
unterbreiten auf der Innenministerkonferenz ihren Bund- und Länderkollegen
Vorschläge für eine Bleiberechtsregelung für Flüchtlinge
aus Afghanistan und Kosovo.
Die im Prinzip begrüßenswerte Initiative ist jedoch an zahlreiche,
viele potentiell Betroffene ausschließende Bedingungen geknüpft.“
Forderungen des „Bündnis Bleiberecht“:
• Bleiberecht für langjährig Geduldete und andere Flüchtlinge
• Keine Abschiebungen von Flüchtlingen
• Keine Lagerunterbringung
• Integration sowie volle gesellschaftliche und politische Teilhabe
Demonstration: Schluss mit Ausgrenzung und Abschottung!
Bringt Blas- und andere laute Instrumente mit zum Krachschlagen für ein Bleiberecht.
7. Juli in Kiel Treffpunkt 13.00 Uhr am Dreiecksplatz