Arier-Zuchtanstalt in Niedersachsen?

Im niedersächsischen Städtchen Dörverden hat Ende 2003 der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Neonazianwalt Jürgen Rieger im Auftrag der in London ansässigen “Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd.“ einen Gutshof erworben, um dort ein “Zentrum für Fruchtbarkeitsforschung“ einzurichten. Die Stiftung wurde 2002 nach dem Tod des zeugungsunfähigen Bremer Altnazis Wilhelm Tietjen ins Leben gerufen, wird von Rieger geführt und verfügt mutmaßlich über ein Vermögen von mindestens einer Million.

Ziel der Stiftung ist die Wiedererweckung der “germanischen Sittengesetze“. Außerdem tritt die Stiftung für eine “gleich geartete Gattenwahl als Gewähr für gleich geartete Kinder“ ein, was beides auf eine ähnlich geartete Zielsetzung wie die der berüchtigten “Lebensborne“ der NSDAP hindeutet, die die Züchtung einer “arischen Herrenrasse“ zum Ziel hatten. Dörverdens Bürgermeister Rainer Herbst (CDU) fürchtet um die öffentliche Ordnung “durch vermehrtes Auftreten von Rechtsextremisten“ und möchte das Bauprojekt verhindern. Auch an zwei anderen Orten wurde Rieger durch Immobilienkäufe aktiv: In Hummelfeld (Schleswig-Holstein) erwarb er Ende 2003 ein Fachwerkhaus für die “Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft (AG), das seitdem von zahlreichen Neonazis renoviert wird. Für die Wilhelm-Tietjen-Stiftung erwarb Rieger außerdem in Pößneck (Thüringen) das sog. Schützenhaus zum selben Zweck wie den Gutshof in Niedersachsen. Ein ähnliches Projekt in Schweden scheiterte vor einigen Jahren mangels Interessenten aus der Neonaziszene.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die örtliche Bevölkerung und die Lokalpolitik es schaffen, diese unsäglichen Projekte zu verhindern. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Gebäude das Ziel von Brandstiftern werden, Riegers Auto wurde vor einigen Monaten bereits durch einen Brandanschlag zerstört.

(age, aus Nadelstiche – Sozialistische Zeitung für Norderstedt 8/04)