Windkraft:

E.ON lässt sich Zeit

Schleswig-Holsteins “Windmüller“ bleiben nicht selten auf ihrem Strom sitzen. Genauer: Sie sind dazu gezwungen, ihre Windräder trotz steifer Brise im Leerlauf drehen zu lassen. Das ergab eine Anfrage der Landtagsfraktion des Südschleswigschen Wählerverbundes SSW an die Regierung in Kiel. Grund sind mangelnde Netzkapazitäten. Mit insgesamt fünfmal kam es besonders häufig im März dieses Jahres zu Teil- oder Vollabschaltungen in verschiedenen Regionen an der Nordseeküste. Dabei wird die Stromabnahme aus den dort besonders häufigen Windkraftanlagen auf 60, 30 oder 0 Prozent reduziert, wenn die Leitungen die anfallende Menge nicht mehr aufnehmen können. Die Abschaltungen dauerten jeweils mehrere Stunden, das Netz wird von der E.ON-Tochter E.ON Netz AG betrieben. Nach Auskunft des Kieler Wirtschaftsministeriums sind drei neue 110-Kilovolt-Leitungen in verschiedenen Landesteilen nötig, um den Engpass zu beheben. Nach dem Erneuerbare-Energiengesetz sind die Betreiber zum Bau verpflichtet. Schleswig-Holstein betreibt bereits seit Beginn der 1990er Jahre eine aktive Förderung der Stromgewinnung aus Windkraft, so dass sich der Netzbetreiber nicht gerade damit herausreden kann, von der Entwicklung überrascht worden zu sein.

Der SSW weist darauf hin, dass die Betreiber der Anlagen für ihre Einnahmenausfälle nicht entschädigt werden. Außerdem fordert er, dass die neuen Leitungen als Erdkabel verlegt werden. “Im Vergleich zu neuen Hochspannungsleitungen sind Erdkabel planungsrechtlich schneller durchzusetzen. Wir fordern deshalb, dass die Landesregierung schnell die rechtliche Grundlage für die Verlegung von Erdkabeln schafft“, meint der energiepolitische Sprecher der SSW-Landtagsgruppe, Lars Harms.

Er sieht besonderen Handlungsbedarf, da die Erzeugungskapazitäten weiter aufgestockt werden. Zum einen werden weiterhin neue Windräder aufgestellt, zum anderen werden die älteren bereits durch leistungsfähigere Anlagen ersetzt. In den von der Landesregierung ausgewiesenen so genannten Eignungsflächen standen Anfang des Jahres Anlagen mit einer Kapazität von knapp 2000 Megawatt Leistung, die in den nächsten Jahren auf 2500 MW aufgestockt werden soll. Hinzu kommen Offshore-Pläne. Vor der Küste sind 480 besonders große Windräder mit einer Gesamtleistung von 2200 MW geplant.

(wop)