Podiumsdiskussion:

Tschetschenien – ein terrorisiertes Land
 

Medien und Politiker nehmen den Völkermord in Tschetschenien nur am Rande wahr. Russland rechtfertigt den Krieg unter dem Vorwand der „Bekämpfung von Terroristen“. Tschetschenen werden als „Rebellen“ bezeichnet und damit kriminalisiert. Dass Zivilisten willkürlich auf der Straße verhaftet und Menschen nachts entführt werden, Frauen, Kinder und alte Menschen ums Leben kommen und mindestens die Hälfte, möglicherweise zwei Drittel der Bevölkerung zu Flüchtlingen wurden und in Flüchtlingslagern leben, erfährt die Öffentlichkeit kaum.

Abgelehnte tschetschenische Asylbewerber werden von Deutschland auch nach Russland abgeschoben. Deutsche Behörden gehen davon aus, dass die Russische Föderation als inländische Fluchtalternative zur Verfügung steht. Dem steht entgegen, dass durch die vielerorts praktizierten Zuzugsbeschränkungen für tschetschenische Volkszugehörige und die damit einhergehende verweigerte Registrierung eine legale Niederlassung mit all den Folgen für die Sicherheit und den Zugang zu sozialen Rechten unmöglich macht.

Der russische Präsident Putin wird am 11.09. von Kanzler Schröder und verschiedenen Ministern in Schleswig auf Schloss Gottorf empfangen. Bisher wurde das Thema Tschetschenien immer aus den Gesprächen ausgeklammert.

Amnesty International Sektion Schleswig, der Flüchtlingsbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, die Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein und das Diakonische Werk Schleswig-Holstein wollen daher öffentlich darüber sprechen. Eingeladen sind die tschetschenische Menschenrechtlerin Lipkan Basajewa, der tschetschenische Dichter Apti Bisutanov, Ekkehard Maaß von der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft und RA Gerhard Baum, Bundesinnenminister a.D.
Lipkan Basajewa war Philologin an der Universität in Grosny. Die heute 55-Jährige arbeitet für die einzige noch in Tschetschenien tätige russische Menschenrechtsorganisation „Memorial“. „Memorial“ unterstützt die Opfer von Menschenrechtsverstößen bei ihren Klagen gegen Militär und Geheimdienst und sorgt dafür, dass sie juristischen Beistand erhalten.

Apti Bisultanov wurde 1959 in Goitschu geboren. Er unterstützte von Anbeginn die Unabhängigkeitsbewegung und wünscht mit großer Leidenschaft ein freies Tschetschenien. 1999 wurde er zum Vizepremier für Soziales ernannt. Apti Bisultanov lebt aus Sicherheitsgründen an verschiedenen Orten in Tschetschenien und der Nachbarrepublik Inguschetien.

Ekkehard Maaß ist Gründer der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft (DKG) und deren Vorsitzender. Die Deutsch-Kaukasische Gesellschaft e.V. besteht seit dem 29. August 1996. Neben verschiedenen Publikationen tritt die DKG auf Konferenzen und Symposien auf.
Gerhard Baum wurde 1972 Staatssekretär im Innenministerium in der Regierung Willy Brandt. 1978 bis 1982 war er Innenminister der sozialliberalen Koalition, Von 1992 bis 1998 leitete Gerhard Baum die deutsche Delegation in der UN-Menschenrechtskommission. Von 2001 bis 2003 war er UN-Menschenrechtsbeauftragter im Sudan. Er referiert über die deutsche und europäische Tschetschenienpolitik: „Wie abhängig ist der Schutz der Menschenrechte von der aktuellen Tagespolitik?“

Dazu sehen Sie ein Ausstellung über Tschetschenien zu Herkunft, Wesen, Sprache, Religion, kolonialer Eroberung, Widerstand der Tschetschenen, zur Situation der Flüchtlinge, zum Terrorismus bis zum Friedensplan des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maskhadov. In einem zweiten Teil hören Sie Gedichte von Apti Bisutanov und erleben eine Gruppe tschetschenischer Tänzerinnen und Tänzer aus Schleswig-Holstein .

Samstag, 11. September 2004, 15 bis 19 Uhr Gemeindehaus der ev. St. Michaelis-Gemeinde

Diakonische Werk Schleswig-Holstein, asyl@diakonie-sh.de